Maria Stepanova (l) wird von Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, mit dem Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Hendrik Schmidt/dpa)

Die Buchbranche blickt zur Leipziger Buchmesse verhalten optimistisch in die Zukunft. Im ersten Quartal sei der Buchhandelsumsatz um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal gewachsen, sagte Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, in Leipzig.

Allerdings schaue die Branche auf ein schwaches Jahr 2022 mit einem Umsatzrückgang von 2,1 Prozent zurück. 2021 hatte der Umsatz bei 9,63 Milliarden Euro gelegen. Wegen eines anhaltenden Kostendrucks seien aktuell kleine Verlage existenziell bedroht.

Maria Stepanova geehrt

Die Leipziger Buchmesse wird nach drei Jahren Corona-Zwangspause wieder veranstaltet. Sie wurde am Abend mit einem Festakt eröffnet. Dabei wurde die russisch-jüdische Schriftstellerin Maria Stepanova mit dem mit 20.000 Euro dotierten Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet. Die 50-Jährige lebt seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine im Exil in Berlin. Sie wurde für ihren Lyrikband «Mädchen ohne Kleider» ausgezeichnet.

Stepanova bedankte sich: «Meine Stimme kann gehört werden, und dafür bin ich unendlich dankbar – dankbar denen, die alles getan haben, um sie im deutschsprachigen Raum wahrnehmbar zu machen». Sie tue ihr Bestes, «um mich den Kräften zu widersetzen, die unsere Sprache als Instrument der Gewalt und des Todes missbrauchen».

Bis zum Sonntag präsentieren sich 2082 Aussteller in Leipzig. Als Gastland ist Österreich mit rund 200 Autorinnen und Autoren dabei. In einer launigen Rede befasste sich Österreichs Präsident Alexander Van der Bellen mit den Eigenheiten von Sprache und Dialekten.

Buchmesse erwartet großen Andrang

Die Messe-Macher sind zuversichtlich, dass der Frühlingstreff der Branche an frühere Erfolge anknüpfen kann. «Die Leipziger Buchmesse muss sich nicht scheuen, in den Vergleich zur Vor-Corona-Zeit zu gehen», sagte Geschäftsführer Martin Buhl-Wagner. Die Ausstellerzahl erreiche 82 Prozent des Niveaus von 2019. Damals hatten 286.000 Menschen die Messestände und das Festival «Leipzig liest» besucht. Nun geht Buhl-Wagner von 130.000 Besucherinnen und Besuchern aus. Er sprach von «großartigen Vorzeichen», diese «sehr konservative Einschätzung» zu erreichen.

Für den Neustart nach drei coronabedingten Absagen war die beliebte Publikumsmesse in diesem Jahr vom Bund mit drei Millionen Euro gefördert worden. «Es muss sich ja alles rechnen», sagte Oliver Zille, Direktor der Buchmesse. «Wir haben überhaupt keine Zweifel, dass es am Ende ohne eine Förderung gehen wird und gehen muss.»

Um die Welt zu verstehen

Kulturstaatsministerin Claudia Roth verwies auf die Bedeutung von Literatur. «Wir lesen, weil wir kein anderes Mittel haben, um zu verstehen und uns die Welt zu erschließen», sagte die Grünen-Politikerin. Wer die Leipziger Buchmesse besuche, dem liege die ganze Welt zu Füßen. Es gelte, sich mit der Kultur der Demokratie allem Elend, Krieg, Hunger, Gewalt und Zerstörung der Welt entgegenzustellen.

Nach drei Jahren Corona-Zwangspause öffnen Messe und das dazugehörige Lesefestival «Leipzig liest» für das Publikum von Donnerstag bis Sonntag ihre Pforten. Gut 2000 Aussteller aus 40 Ländern präsentieren nach Messeangaben ihre Neuheiten rund ums Buch. Im Vorkrisenjahr 2019 waren es rund 2500 Aussteller.

Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten,

Von