Maren Eggert gewann die Lola für die beste weibliche Hauptrolle. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Soeren Stache/dpa)

Für Deutschland soll der Film ins Rennen um den Oscar 2022 gehen, nun hat die Tragikomödie «Ich bin dein Mensch» auch den Deutschen Filmpreis gewonnen. Bei der Verleihung in Berlin bekam die Produktion gleich vier Auszeichnungen, darunter die Goldene Lola für den besten Spielfilm.

Verliebt in einen Roboter?

Regisseurin Maria Schrader stellt darin die Frage, ob wir uns in einen Roboter verlieben könnten. Über eine Videoleinwand war Schrader am Freitagabend zugeschaltet. Die 56-Jährige, die auch als Schauspielerin bekannt ist, verfilmt derzeit ein Buch zum #MeToo-Skandal in den USA. «Oh Mann, jetzt bin ich doch echt gerührt», sagte Schrader mit Kopfhörern im Ohr, als ihr Film neben dem Drehbuch auch für die Regie ausgezeichnet wurde.

Schauspielerin Maren Eggert gewann zudem eine Lola für die beste weibliche Hauptrolle. Sie spielt im Film eine Wissenschaftlerin, die einen humanoiden Roboter als Partner testet. In einem Gutachten soll sie mitentscheiden, ob Computerwesen zum Beispiel heiraten können sollen. «Leute, vielen Dank», sagte Eggert, die mit weißer Hose und Tülloberteil erschien. Der Abend wurde zu einer Feier fürs Kino.

1200 Gäste

Monatelang hatten Filmtheater geschlossen – und nach anderthalb Jahren Pandemie wurde auch der Filmpreis erstmals wieder vor großem Publikum verliehen. Rund 1200 Menschen waren eingeladen, darunter die Schauspielerinnen Iris Berben und Heike Makatsch. Alle sollten vorab zum Coronatest. Der Deutsche Filmpreis gilt als wichtigste nationale Auszeichnung in der Branche.

Nicht nur Schraders Film erzählt von einer Idee aus der Zukunft. Auch ein zweiter Science-Fiction-Film erhielt vier Preise – «Tides» von Tim Fehlbaum wurde etwa für das Szenenbild und visuelle Effekte prämiert. Die mehr als 2000 Mitglieder der Deutschen Filmakademie stimmten über viele Preisträger ab. Bester Hauptdarsteller wurde Oliver Masucci für «Enfant terrible». Darin spielt er den Regisseur Rainer Werner Fassbinder.

Can Dündar gibt Laudatio

Zwei Literaturverfilmungen hatten vorab besonders viele Nominierungen bekommen. Dominik Grafs «Fabian oder Der Gang vor die Hunde» gewann letztlich einen Filmpreis in Silber und wurde für Kamera und Schnitt ausgezeichnet, Philip Stölzls «Schachnovelle» für die Kostüme. Der Preis für den besten Dokumentarfilm ging an «Herr Bachmann und seine Klasse». Die Laudatio hielt der türkische Journalist Can Dündar, der im deutschen Exil lebt und viel Applaus bekam. Bester Kinderfilm wurde «Die Adern der Welt».

Einen besonderen Moment gab es für Schauspielerin Senta Berger. Die 80-Jährige erhielt einen Ehrenpreis für herausragende Verdienste um den deutschen Film. «Für uns bist du eine Löwin», sagte Schauspieler Klaus Maria Brandauer. Auch ihr Sohn Simon Verhoeven, dessen Film «Nightlife» als besucherstärkster Film ausgezeichnet wurde, fand liebevolle Worte für seine Mutter. Senta Berger dankte ihrem Mann, dem Regisseur Michael Verhoeven: «Ich wäre heute nicht da, wo ich bin, ohne diesen emanzipierten Mann.»

«Kino ist geil»

Moderator Daniel Donskoy führte durch den Abend, dachte in einer Szene auch mal im Kleid über Geschlechterrollen nach und sang «Kino ist geil». Alle sollten ins Kino gehen, sagte auch Schauspieler Elyas M’Barek auf dem roten Teppich. Und Regisseurin Doris Dörrie befand im Gespräch, ein guter Film müsse sie bewegen. «Ich möchte lebendiger aus dem Kino rauskommen als ich reingegangen bin.»

Während der Pandemie hatte es auch in der Filmbranche Diskussionen gegeben. Mehrere Menschen aus der Schauspielszene hatten im Frühjahr bei der Videoaktion #allesdichtmachen teils satirisch den Umgang mit dem Coronavirus kommentiert. Eine weitere Aktion mit dem Schlagwort #allesaufdentisch war am Donnerstag online gestellt worden. Beim Filmpreis äußerten sich etliche dazu nicht weiter.

Matthes möchte mehr Solidarität

Akademiechef Ulrich Matthes rief bei der Verleihung zu mehr Gesprächsbereitschaft und Solidarität in der Filmbranche und in der Gesellschaft auf. Er nutzte eine «James Bond»-Anspielung. Nach dieser Pandemiezeit seien sie alle «geschüttelt und gerührt», sagte Matthes. «Die einen mehr, die anderen weniger. Einige von uns hat diese Pandemie wirklich existenziell bedrohlich getroffen.»

Die Filmpreise sind mit insgesamt rund drei Millionen Euro für neue Projekte verbunden, das Geld stammt aus dem Haus von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Sie will unbedingt den neuen «James Bond»-Film sehen, wie sie vor der Verleihung sagte. «Ich kann es gar nicht erwarten.» Im vergangenen Jahr hatte das Drama «Systemsprenger» die Goldene Lola gewonnen. Nun also der fein erzählte Film «Ich bin dein Mensch» – im Dezember entscheidet sich, ob er den nächsten Schritt im Rennen um den Oscar macht.

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