Sandra Hüller (l), Schauspielerin aus Deutschland, und Justine Triet, Regisseurin aus Frankreich. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Scott Garfitt/Invision/AP/dpa)

Mit ihrem Film «Anatomy of a Fall» hat die französische Regisseurin Justine Triet die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes gewonnen. Das gab die Jury am Abend bekannt. Der Film setzte sich gegen 20 andere Wettbewerbsfilme durch. Entschieden hat eine Jury unter dem Vorsitz des vorjährigen Gewinners Ruben Östlund.

In «Anatomy of a Fall» muss sich eine Autorin (Sandra Hüller) nach dem Tod ihres Manns vor Gericht verantworten. Sie wird verdächtigt, ihn getötet haben – doch eindeutig ist der Fall nicht und Zeugen gibt es keine. Das Paar hat einen blinden Jungen, der zur Zeit des Vorfalls mutmaßlich außer Haus war. Dem psychologischen Justiz-Drama geht es nicht vordergründig darum aufzuklären, was passiert ist. Stattdessen handelt es von der Grenze zwischen Fiktion und Realität und dem Scheitern einer Ehe. Hüller spielt eine undurchsichtige Frau mit vielen Facetten.

Triet ist erst die dritte Frau, die den Hauptpreis der Filmfestspiele von Cannes gewinnt. Das Festival fand dieses Jahr zum 76. Mal statt. US-Schauspielerin Jane Fonda überreichte der Regisseurin die Auszeichnung auf der Bühne. Und sagte: «Zum ersten Mal sind sieben Regisseurinnen im Wettbewerb. Das ist historisch.»

Triet kritisiert «Schema einer herrschenden Macht»

Die 44-jährige Triet verteidigte in ihrer Rede die Proteste gegen die Rentenreform in Frankreich. Nachdem sie den Schauspielern und dem restlichen Filmteam gedankt hatte, erwähnte sie die «historischen, extrem mächtigen, einstimmigen Anfechtungen» der Rentenreform, die «auf schockierende Weise verleugnet und unterdrückt» würden, und kritisierte «dieses Schema einer herrschenden Macht, die immer unverkrampfter wird».

Mit dem Großen Preis der Jury, der zweitwichtigsten Auszeichnung des Festivals, wurde in diesem Jahr der britische Regisseur Jonathan Glazer für «The Zone of Interest» geehrt, ein deutschsprachiges Drama ebenfalls mit Sandra Hüller sowie Christian Friedel. Der Preis für die beste Regie ging an den Franzosen Tran Anh Hung für «La Passion de Dodin Bouffant» (englischer Titel «The Pot-au-Feu»).

Die türkische Schauspielerin Merve Dizdar nahm den Preis als beste Schauspielerin entgegen. Sie verkörpert in «About Dry Grasses» von Nuri Bilge Ceylan eine Lehrerin. Als bester Schauspieler wurde der Japaner Koji Yakusho für seine Rolle in «Perfect Days» von Wim Wenders gewürdigt.

Der Preis der Jury wurde an den finnischen Regisseur Aki Kaurismäki für «Fallen Leaves» vergeben. Yuji Sakamoto wurde mit dem Preis für das beste Drehbuch für den Film «Monster» von Hirokazu Koreeda geehrt.

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