Katharina Wagner, die künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin der Bayreuther Festspiele. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Nicolas Armer/dpa)

Das festspielfreie Jahr 2020 soll eine Ausnahme bleiben auf dem Grünen Hügel von Bayreuth. In rund drei Wochen, am 25. Juli, sollen wie eh und je die Fanfaren vom Balkon des Festspielhauses und drinnen die Klänge zu Richard Wagners großen Opern ertönen.

Die Intendantin der Bayreuther Festspiele, Katharina Wagner, hatte nach eigenen Angaben keine Zweifel daran, dass das Opern-Spektakel in diesem Jahr stattfinden kann. «Ich habe nie daran gezweifelt, da alle Beteiligten die Festspiele wollten», sagte sie im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Sie hoffe nicht, dass die Pandemie dauerhaft Auswirkungen auf das Opern-Geschäft haben werde: «Das Live-Erlebnis ist durch nichts zu ersetzen, auch nicht durch Streamings.»

Corona als bittere Zäsur

Die 43-Jährige hat schwere Zeiten hinter sich. Erst mussten die Festspiele 2020 wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden, dann erkrankte sie selbst so schwer an einer Lungen-Embolie, dass sie wochenlang im Koma lag. Inzwischen gehe es ihr wieder «sehr gut», betonte sie: «Ich fühle mich und bin auch wieder vollständig genesen.»

Die Festspiele sollen – wie traditionell in jedem Jahr – nach der Zwangspause 2020 wieder am 25. Juli starten, dieses Mal mit einer Neuinszenierung der Richard-Wagner-Oper «Der fliegende Holländer». 911 Festspielgäste und damit rund die Hälfte der üblichen Zuschauerzahl dürfen voraussichtlich dabei sein. Der Vorverkauf sollte an diesem Sonntag um 14 Uhr starten.

Verluste werden ausgeglichen

Normalerweise bestreiten die Festspiele nach Angaben von Ex-Geschäftsführer Holger von Berg den laufenden Betrieb zu 65 Prozent aus Einnahmen. Rund 15 Millionen Euro fehlten 2020, weil die Richard-Wagner-Festspiele wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden konnten. Die Gesellschafter – die Bundesrepublik, der Freistaat Bayern, die Stadt Bayreuth und die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth – werden ausgleichen müssen, was fehlt.

«Wir sind den Gesellschaftern sehr dankbar für dieses wichtige Zeichen. Hätten die Festspiele erneut abgesagt werden müssen, wäre dies ein auch kulturpolitisch bedenkliches Signal gewesen», sagte Wagner. «Nun haben wir nahezu die halbe Auslastung, insoweit werden sich auch die Mehraufwendungen im Verhältnis reduzieren, ursprünglich hätten nur etwas mehr als 200 Zuschauer zugelassen werden sollen.»

Die größte Herausforderung der Corona-Pandemie für den Grünen Hügel beschreibt Wagner so: «Den Mut nicht zu verlieren und alles dafür zu tun, damit Festspiele in diesem Jahr wieder möglich sind.»

Reformbedarf am Grünen Hügel

Für das Festival auf dem Grünen Hügel gibt es allerdings auch noch weitere Herausforderungen: Nachdem Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zum Jahreswechsel angekündigt hatte, sich die Strukturen auf dem Grünen Hügel vornehmen zu wollen, hat der Stiftungsrat der Richard-Wagner-Stiftung nach Angaben Wagners nun einen Arbeitskreis zur Reform der Satzung der Richard-Wagner-Stiftung wiederbelebt.

«Wenn man Schwierigkeiten erkennt, sollte man die Lösung nicht auf die lange Bank schieben», hatte Grütters gesagt. «Mir geht es darum, dass es in Bayreuth vernünftige und wirksame Strukturen gibt.»

Mit welchen Punkten die Arbeitsgruppe sich beschäftigen soll, ließ die Urenkelin des Komponisten Richard Wagner offen. Der «Augsburger Allgemeinen» sagte sie nur so viel: «Ich unterstütze Frau Staatsministerin Grütters ausdrücklich darin, bestehende Strukturen den heutigen Erfordernissen anzupassen.»

Aus Sicht von Katharina Wagners Cousine Daphne Wagner ist die Satzung der Richard-Wagner-Stiftung veraltet und muss überholt werden. Das sagte die 74-Jährige dem «Nordbayerischen Kurier» (Samstag) in Bayreuth. Sie sprach von einem langwierigen Prozess.

Zwei Dinge sind ihr besonders wichtig: «Die Familie kann nicht rausdividiert werden, wir sind die Stifter-Familie», sagt sie. Und: Das Festspielhaus soll «selbstverständlich» ausschließlich den Festspielen und den Werken ihres Urgroßvaters vorbehalten bleiben.

Die Richard-Wagner-Stiftung wurde 1973 errichtet und ist Eigentümerin des Festspielhauses. Sie wählt auch den Festspielleiter. Die Arbeitsgruppe, die nun die Satzung auf den Prüfstand stellen soll, gebe es bereits seit 2007, sagte Katharina Wagner. Sie sei also nicht neu, habe aber seit damals nicht mehr getagt.

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