Benedict Cumberbatch in einer Szene aus «The Power of the Dog». Mit zwölf Nominierungen ist der Film der diesjährige Oscarfavorit. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Kirsty Griffin/Netflix via AP/dpa)

Frauenpower bei den Oscars: Die Neuseeländerin Jane Campion (67) ist mit ihrem bildstarken Western-Drama «The Power of the Dog» bei den diesjährigen Academy Awards in Führung gegangen.

Der Film um zwei Brüder, die in den 1920er Jahren gemeinsam eine Ranch in Montana betreiben, erhielt zwölf Nominierungen, darunter für die Darsteller Benedict Cumberbatch, Jesse Plemons, Kodi Smit-McPhee und Kirsten Dunst.

Campion hat gleich drei Gewinnchancen, als Regisseurin, Produzentin und für das adaptierte Drehbuch. In der Regie-Sparte, früher oft eine reine Männer-Domäne, mischt sie unter anderem neben Steven Spielberg («West Side Story») und Kenneth Branagh («Belfast») mit. 1994 war Campion mit dem Drama «Das Piano» im Oscar-Rennen.

Doch dass Frauen eine Regie-Trophäe gewinnen, hat Seltenheitswert. Erstmals war das Kathryn Bigelow  2010 mit dem Kriegsdrama «Tödliches Kommando – The Hurt Locker» gelungen. Im vorigen Jahr machte es ihr die chinesische Regisseurin Chloé Zhao mit «Nomadland» nach.

Für «The Power of the Dog» holte Campion auch eine Frau hinter die Kamera. Die Australierin Ari Wegner ist in der langen Oscar-Geschichte erst die zweite Frau, die nun in der Sparte «Beste Kamera» nominiert ist, nach Rachel Morrison 2018 für das Südstaatendrama «Mudbound».

Zehn Nominierungen erhielt das Science-Fiction-Epos «Dune» des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve. Auch Filme wie «West Side Story», «Belfast» und «King Richard» haben mehrere Gewinnchancen.

Keine Nominierung für Maria Scharder

Die deutsche Tragikomödie «Ich bin dein Mensch» von Regisseurin Maria Schrader schaffte es nicht in die Oscar-Endrunde. In der Sparte «International Feature Film» ist der von Kritikern gefeierte japanische Film «Drive my Car» vertreten, der auch Nominierungen in der Top-Sparte «Bester Film» sowie für Regie und adaptiertes Drehbuch holte.

Regisseur und Autor Ryusuke Hamaguchi verfilmte eine Kurzgeschichte von Haruki Murakami über die Freundschaft einer jungen Chauffeurin mit einem Theaterregisseur, der den Tod seiner Frau nicht verkraftet.

Nur selten schaffen es nicht-englischsprachige Filme in die Spitzensparte «Bester Film». «Drive my Car» könnte dem historischen Oscar-Gewinn von «Parasite» im Jahr 2020 folgen, als der südkoreanische Regisseur Bong Joon Ho
mit seiner bissigen Gesellschaftssatire vier Oscars gewann, für Regie, Drehbuch, fremdsprachiger Film und «Bester Film». Die höchste Auszeichnung war nie zuvor an einen Film gegangen, der in einer anderen Sprache als Englisch gedreht wurde.

Oscar-Chancen für Hans Zimmer und Gerd Nefzer

Auch deutsche Filmschaffende mischen bei den diesjährigen Oscars mit. Star-Komponist Hans Zimmer (64) holte mit der Filmmusik für das Science-Fiction-Drama «Dune» die zwölfte Oscar-Nominierung in seiner langen Hollywood-Karriere. Seine bisher einzige Oscar-Trophäe nahm der gebürtige Frankfurter 1995 für die Untermalung des Zeichentrickfilms «Der König der Löwen» entgegen.

Auch der Spezialeffekte-Künstler Gerd Nefzer könnte einen weiteren Oscar holen. Er arbeitete an den bildgewaltigen Szenen von «Dune» mit. Der gebürtige Schwabe gewann bereits 2018 für «Blade Runner 2049» eine der begehrten Trophäen.

Auf einen Preis als beste Hauptdarstellerin können Kristen Stewart («Spencer»), Jessica Chastain («Eyes of Tammy Faye»), Olivia Colman («The Lost Daughter»), Nicole Kidman («Being the Ricardos») und Penélope Cruz («Parallele Mütter») hoffen.

In der Männerrunde sind neben Will Smith («King Richard») und Benedict Cumberbatch («The Power of the Dog») auch Denzel Washington («Macbeth»), Javier Bardem («Being the Ricardos») und Andrew Garfield («Tick, Tick…Boom!») nominiert.

Cruz (47) und Bardem (52) sind nach Angaben der Oscar-Akademie die sechsten Schauspieler-Eheleute, die im selben Jahr eine Trophäe gewinnen könnten. Berühmte Vorgänger waren Frank Sinatra und Ava Gardner sowie Richard Burton und Elizabeth Taylor.

Über ihre jeweils ersten Oscar-Nominierungen können sich die US-Sängerinnen Beyoncé (40) und Billie Eilish (20) freuen. Beyoncé wurde für den Song «Be Alive» aus dem Film «King Richard» nominiert, Eilish für das Lied «No Time To Die» aus dem gleichnamigen James-Bond-Film (deutscher Titel: «Keine Zeit zu Sterben»). Sängerin Lady Gaga (35) ging jedoch zur Überraschung zahlreicher Beobachter als «House of Gucci»-Hauptdarstellerin leer aus.  

Die 94. Oscar-Gala soll am 27. März im traditionellen Dolby Theatre über die Bühne gehen. Der Termin steht, aber sonst ist wenig über das Format bekannt. Gibt es einen prominenten Gastgeber? Werden Stars wieder über den roten Teppich laufen?

Die vorige Preisgala im April 2021 hatte wegen der Corona-Pandemie in einem deutlich kleineren Rahmen stattgefunden. Hauptschauplatz war das historische Bahnhofsgebäude der Union Station in Los Angeles mit weniger als 200 Gästen – statt des üblichen Dolby Theatres, wo mehr als 3000 Menschen Platz haben. Auf einen Moderator wurde verzichtet, es gab lediglich prominente Laudatoren, die die Gewinner verkündeten. Die Einschaltquoten waren im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte niedriger – ein neuer Tiefpunkt in der Geschichte der Oscar-Übertragung.

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