Dier Neuseeländerin Jane Campion gewann mit dem Western «The Power of the Dog» den Golden Globe für die beste Regie. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Richard Shotwell/Invision via AP/dpa)

Kein roter Teppich, keine Gala, keine TV-Übertragung, niemand stand im Rampenlicht vor Promi-Publikum auf der Bühne: Die 79. Vergabe der Golden Globes in der Nacht zum Montag war eine unspektakuläre Angelegenheit.

Die Namen der Gewinnerinnen und Gewinner teilte der von diversen Skandalen durchgeschüttelte Verband der Auslandspresse von Hollywood (HFPA) lediglich in den sozialen Medien mit.

Keine Dankesreden, nur Tweets

Sieger des Abends wurde das Western-Familiendrama «The Power of the Dog», das den Golden Globe als bestes Filmdrama gewann und auch der neuseeländischen Regisseurin Jane Campion und dem australischen Nebendarsteller Kodi Smit-McPhee eine Trophäe einbrachte. Ebenfalls drei Globes holte in Beverly Hills Steven Spielbergs Filmmusical «West Side Story». Neben dem Preis in der Sparte beste «Komödie/Musical» wurden Hauptdarstellerin Rachel Zegler und Nebendarstellerin Ariana DeBose ausgezeichnet.

Doch Dankesreden gab es nicht, stattdessen Tweets und Instagram-Posts. So freute sich Hollywood-Star Nicole Kidman nach ihrem Globe-Gewinn über die «Anerkennung» – sie wurde für ihr Porträt der Komikerin Lucille Ball in dem Film «Being the Ricardos» zur besten Drama-Darstellerin gekürt. Für Kidman war es der fünfte Globe-Award ihrer Karriere. Auch «West Side Story»-Star Rachel Zegler und Nebendarstellerin Ariana DeBose taten ihre Freude über ihre Globes kund.

Die Organisatoren betreiben Imagepflege

Wegen der Corona-Pandemie war im Ballsaal des Beverly Hilton Hotels nur eine kleine Zahl von Gästen – HFPA-Mitglieder und Spendenempfänger – eingeladen, Nominierte fehlten gänzlich. Das hatte auch einen weiteren Grund: der Sender NBC sagte im vorigen Jahr die TV-Übertragung für 2022 ab – nach scharfer Kritik an der Organisation, etwa wegen fragwürdiger Praktiken, Vorwürfen von Bestechlichkeit und mangelnder Vielfalt. So gehörte dem Gremium zum Beispiel kein einziges schwarzes Mitglied an.

Im Zuge von Reformen wurde ein Diversitäts-Berater eingestellt, ein neuer Vorstand gewählt, die Mitgliedschaft vergrößert und vielfältiger gemacht. Unter 21 neuen Journalisten sind nun auch sechs Schwarze in der Gruppe von gut hundert Juroren. Doch viele in Hollywood pochen auf weitere Reformen.

Sichtlich um Imagepflege bemüht, rückte der Verband im Rahmen der Globe-Vergabe seine philanthropische Arbeit mit Millionenspenden für Wohltätigkeitsorganisationen ins Licht. Vertreter waren eingeladen, ihre Projekte vorzustellen, darunter der Verein «Streetlights», der Minderheiten und Frauen in der Filmbranche unterstützt. Statt Promis standen sie nun auf der Bühne, um dabei auch die Preisträger zu verkünden.

Star-Komponist Hans Zimmer (64) vergrößerte seine Preis-Sammlung. Der gebürtige Frankfurter gewann mit seiner Komposition für das Science-Fiction-Drama «Dune». Es war seine 14. Nominierung in der Sparte «Beste Filmmusik». Zwei Globes hatte er schon, 1995 für «König der Löwen», 2001 für «Gladiator». Den «Song»-Globe holten Popstar Billie Eilish und ihr Bruder Finneas O’Connell mit der gemeinsamen Ballade «No Time To Die» für den James-Bond-Film «Keine Zeit zu sterben».

Weitere Preisträger waren Will Smith, der in dem Sportdrama «King Richard» den Vater der US-Tennisstars Venus und Serena Williams spielt, und Andrew Garfield als Komödien-Hauptdarsteller in dem Musicalfilm «Tick, Tick…Boom!».

Hoffen auf eine Gala im nächsten Jahr

Der Wunsch der HFPA nach Bedeutung und Anerkennung ist klar spürbar. Während der Preis-Vergabe verlinkte der Verband Videobotschaften von Arnold Schwarzenegger und Jamie Lee Curtis. 1977 habe er als Newcomer den Golden Globe als «Neuer Star des Jahres» gewonnen, sagte Schwarzenegger. Das habe ihm «die Welt» bedeutet. Die zweifache Globe-Preisträgerin Curtis lobte die Spendenarbeit des Verbands. 

«Es wurde Geschichte geschrieben», trumpften die Globe-Verleiher in einem Tweet auf, nach dem Sieg von MJ Rodriguez als beste Hauptdarstellerin in der Dramaserie «Pose» über die Ballroom-Szene im New York der 1980er-Jahre. Rodriguez ist die erste Transgender-Frau mit einem Globe Award.

Die HFPA habe im vergangenen Jahr viele Veränderungen vorgenommen und werde diesen Weg fortsetzen, sagte die Verbands-Vorsitzende Helen Hoehne laut Mitteilung bei der Preisverleihung. Dabei hat die deutsche Journalistin schon das kommende Jahr im Blick. «Auf jeden Fall sind wir zuversichtlich, dass wir 2023 für unser 80. Jubiläum wieder eine Gala haben», sagte Hoehne der Deutschen Presse-Agentur.

Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten, Von Barbara Munker, dpa

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