Robert Bachem, Leiter des Programmbereichs ZDFinfo. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Markus Hintzen/ZDF/dpa)

Für TV-Sender in Deutschland gilt 20.15 Uhr als wichtigster Sendeplatz am Abend – beim Spartensender ZDFinfo ist das anders.

«22.30 Uhr ist unser bester Platz, das ist unser Hauptsendeplatz für 14- bis 49-Jährige», sagte Senderchef Robert Bachem der Deutschen Presse-Agentur anlässlich des zehnjährigen Bestehens des öffentlich-rechtlichen Senders an diesem Sonntag. Das verwirre häufig Leute und auch die Branche selbst, wo 20.15 Uhr als Präsentierteller gelte – auch Prime Time genannt. Häufig komme dann gar der Vorwurf auf, man «verstecke» Dokus am späten Abend, ergänzte Bachem. Der Sender legt seinen Programmfokus auf Dokumentationen und Reportagen.

Wie erklärt sich Bachem die spätere Hauptsendezeit? «Viele Menschen suchen abends um 20.15 Uhr zunächst unterhaltende Programmangebote. Und am späteren Abend erwacht dann bei einigen das Informationsinteresse und sie suchen unter anderem nach Doku-Inhalten», sagte der 55-Jährige. Generell sei es zudem so, dass jüngere Leute eher später TV schauen als ältere.

Am 5. September 2011 begann ZDFinfo als Digitalsender mit den Themengebieten Geschichte, Wissen, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Der Marktanteil des Senders lag nach eigenen Angaben 2011 bei 0,2 Prozent, 2016 waren es 1,2 Prozent. Im August 2021 lag der Wert bezogen auf alle Zuschauer laut der AGF Videoforschung, die tägliche Nutzungsdaten der Sender misst, bei 1,8 Prozent. Das ZDF-Hauptprogramm lag bei 14,2 Prozent – das ist der höchste Marktanteil unter allen Sendern. Für ZDFinfo arbeiten rund 50 Mitarbeiter in Teil- und Vollzeit für die Bereiche Redaktion, Programmplanung und Programmbereitstellung für Online und TV. ZDFinfo zeigt jährlich rund 500 Dokus als deutsche Erstausstrahlung.

Zum Profil des Doku-Kanals sagte Bachem: «ZDFinfo war nie als Nachrichtenkanal gedacht. Unsere Stärken sind Dokumentation und Reportagen. Das war etwas, was wir früh erkannt und im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut haben.» Bachem ergänzte rückblickend: «Wir hatten auch viel experimentiert. Vor allem mit Talk, weil man den vergleichsweise preiswert herstellen kann. Aber wir haben festgestellt: Man muss ein sehr eindeutiges Kanalversprechen geben. Wenn Leute ZDFinfo einschalten, erwarten sie Dokumentation.»

Bachem fügte hinzu: «Wir begreifen uns nicht nur als Fernsehsender. Wir begreifen uns als Doku-herstellende Einheit.» Man liefere etwa auch für das ZDF-Hauptprogramm zu, ebenso für 3sat.

Als Unterschied zwischen ZDFinfo zum ZDF-Hauptprogramm nannte der ZDFinfo-Chef dies: «Wir haben kein Programmschema. Die Entscheidung haben wir ganz am Anfang gefällt: Wir legen nicht Geld auf Sendeplätze, sondern wir legen das Geld auf Inhalte und Erfolg. Das ist ein Unterschied.»

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