In der Staatsoper Hamburg wird wieder gespielt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Markus Scholz/dpa)

Hamburg (dpa) Sieben Monate ist es her, dass die Staatsoper Hamburg zuletzt vor Publikum gespielt hat. Mit Barrie Koskys Inszenierung von Händels «Agrippina» hat das Haus nun unter dem Jubel des wenn auch spärlich besetzten Auditoriums wieder eröffnet.

Rund 300 Jahre ist es her, dass die Oper in Hamburg zuletzt gegeben wurde. Das Libretto von Vincenzo Grimani setzt sich qualitativ deutlich von der im 18. Jahrhundert üblichen Massenware ab. Mustergültig verblendet es Tragik und Witz zu einer fesselnden Handlung.

Kosky kostet diese Stärken voll aus. Ohne dem Stoff irgendeine Aktualität aufzuzwingen, zeichnet er die Figuren psychologisch so fein, wie es Händels Musik nahelegt. Barockoper geht heute nicht ohne deftige erotische Anspielungen. Bei «Agrippina» gehören sie allerdings zum Sujet dazu, denn Machtausübung und Sexualität sind hier untrennbar verbunden.

Dass die Spannung über knapp vier Stunden hinweg nicht nachlässt, ist auch der äußerst spielfreudigen Sängerbesetzung zu verdanken. Die junge Sopranistin Julia Lezhneva in der Rolle von Agrippinas Gegenspielerin Poppea ist der alles überstrahlende Mittelpunkt des Casts. Lezhneva stellt ihre hohe Verzierungskunst stets in den Dienst der musikalischen Aussage. In ihren ausgedehnten Kadenzen scheint die Zeit stehenzubleiben.

In Riccardo Minasi und dem Ensemble Resonanz hat Kosky kongeniale Partner für seine so wahrhaftige, hochverdichtete Lesart gefunden. Die Musiker riskieren alles an Tempi, rhythmischen und klanglichen Finessen. Selten hört man Händel so lebendig und vielfältig.

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