Lässig an einen Laternenpfahl gelehnt, eine Hand in der Hosentasche, die andere an der Hutkrempe steht Frank Sinatra in Bronze am Hudson River. Hinter ihm, auf der anderen Flussseite, erstreckt sich das Panorama der Millionenmetropole New York, der Sinatra einst mit dem Song «New York, New York» den ultimativen Soundtrack schrieb.
Zu seinen Füßen liegt Hoboken im Bundesstaat New Jersey, wo der legendäre Sänger und Schauspieler 1915 geboren wurde. Anlässlich des 106. Geburtstags von Sinatra ehrte ihn sein Heimatstädtchen 2021 mit der Statue von Künstlerin Carolyn Palmer – im Frank-Sinatra-Park an der Frank-Sinatra-Straße neben dem Frank-Sinatra-Theater und direkt gegenüber dem Restaurant «Blue Eyes», benannt nach den legendären Augen des Entertainers. Sinatra starb am 14. Mai 1998 vor genau einem Vierteljahrhundert – aber nicht nur in Hoboken bleibt er unvergessen.
Ein Musical über Sinatra
In Birmingham in Großbritannien soll im Herbst ein Musical über Sinatra Premiere feiern und später auch am New Yorker Broadway gezeigt werden. «Wir hoffen, dass es den Zuschauern neue Perspektiven und Erkenntnisse über die beliebte Musik meines Vaters und sein anhaltendes Vermächtnis bringt», sagte Sinatras Tochter Tina, die an dem Projekt beteiligt ist.
Mit Songs wie «New York, New York», «Fly Me To the Moon», «Strangers In The Night» und «My Way» war ihr Vater ab den 1930er Jahren zum Weltstar geworden. Insgesamt verkaufte «Ol‘ Blue Eyes» etwa 800 Millionen Tonträger und spielte in fast 60 Filmen mit. Mit dem Mikrofon in der Hand, das Kabel lässig hinter sich herziehend, schritt Sinatra leuchtende Bühnentreppen hinab, in der goldenen Zeit des Showbusiness war er «The Voice».
Begonnen hatte alles im Dezember 1915 in Hoboken mit einer schwierigen Geburt. Bei dem Eingriff platzte ein Trommelfell, und das Neugeborene erlitt Verletzungen, die zeitlebens als Narben im Gesicht sichtbar bleiben sollten. Das Haus, in dem er anfangs mit seiner Familie lebte, in einer einfachen Wohngegend des einstigen Industriestädtchens Hoboken, ist inzwischen abgerissen worden.
Der moderne Neubau an derselben Stelle heißt «Frank’s Place», wie über dem Eingang und auch auf einer Mülltonne davor steht. «Francis Albert Sinatra. The Voice» sei hier geboren worden, verkündet eine Sternen-Plakette neben der Eingangstür.
Der singende Kellner
Sinatra flog später von der nur wenige Straßenblocks entfernten Schule, schlug sich als singender Kellner durch, und seine ersten Platten verkauften sich schlecht – aber mit Auftritten auf immer größeren Bühnen schaffte er schließlich den Durchbruch. Sinatra konnte sich selbst in Szene setzen, der Junge aus Hoboken wurde zum Weltstar.
Als der Rock’n’Roll aufkam, war Sinatras Musik erstmal abgemeldet, er blieb bei Swing und Jazz, ging nach Las Vegas – und nach Hollywood. Für die Nebenrolle im Pearl-Harbor-Drama «Verdammt in alle Ewigkeit» bekam Sinatra, der mit verschiedenen US-Präsidenten befreundet war und dem auch immer wieder Mafia-Verbindungen nachgesagt wurden, einen Oscar.
Nach Hoboken kam er trotzdem immer wieder zurück und kaufte seinen Eltern irgendwann ein größeres Haus dort. Eines der Lieblingsrestaurants der Familie, den Italiener «Leo’s Grandevous», gibt es noch immer, das Lokal wirbt heute mit einem Sinatra-Wandgemälde und dem Slogan «Come eat with me».
Viermal war Sinatra verheiratet, drei Kinder gingen aus den Beziehungen hervor, von denen nur Tina und Nancy, die mit dem Hit «These Boots Are Made for Walkin’» selbst als Sängerin berühmt wurde, noch leben. Darüber hinaus soll Sinatra zahlreiche schlagzeilenträchtige Affären gehabt haben – unter anderem mit der deutschen Schauspielerin Marlene Dietrich. «Frank Sinatra», soll sie danach über ihn gesagt haben, «ist der Mercedes-Benz unter den Männern».