Im Fernsehen der DDR avancierte die siebenteilige Kinder-Serie zum Kult: «Spuk unterm Riesenrad». Nun gelangt eine Neuauflage der Serie als Spielfilm in die Kinos, mit neuer Story, neuen Darstellern, neuen Special Effects. Wieder aber geht es um die drei Kids Keks, Umbo und Tammi. Einen Freizeitpark müssen sie vor dem Untergang retten. Und die drei quicklebendigen Geister, die zuvor ihr Dasein als Holzfiguren in einer Rummelbude fristeten, die sind auch wieder dabei.
Inszeniert hat die Neuversion Thomas Stuber, der zuvor etwa mit dem Melodram «In den Gängen», dem Boxerfilm «Herbert» oder auch dem Fernsehfilm «Kruso» auf sich aufmerksam machte. Es spielen neben anderen Peter Kurth und Sophie Lutz.
Ein angenehm altmodischer Film
Tammi (stark: Elisabeth Bellé) passt mit ihrer Handy-Besessenheit («Likes sammeln») zunächst gar nicht so recht in diesen so angenehm altmodischen Film. Und doch ist sie es, die am meisten Leinwandzeit bekommt: Tammi wollte eigentlich mit ihrer Mama nach Formentera, hatte ihren Followern schon manches Foto versprochen. Nun aber muss sie mit ihrer Mutter (Sophie Lutz) zur Beerdigung des Großvaters: Jackel (Kurth), nach dem der 40 Jahre alte Rummel benannt ist, war ein Impresario alter Schule – das Verhältnis zu seinen zwei Töchtern indes nicht das Beste. Kein Wunder, dass nun auch seine Enkel wenig Lust auf die Beerdigung haben. Dazu kommt, dass es im Freizeitpark nicht mal gescheiten Handy-Empfang gibt. Ordentlich Leben aber kommt in die betagten Kirmes-Buden, als ein Gewitter skurrile Geisterbahnfiguren zum Leben erweckt: Hexe, Riese und Rumpelstilzchen. Vielleicht können die drei Gruselfiguren der armen Tammi und ihren Cousins Umbo und Keks sogar dabei helfen, den Rummelplatz neu zu beleben.
«Bald», so heißt es im sehenswerten Trailer zum Film, «bald wird es gruselig – und lustig». Und tatsächlich lügt das Werbefilmchen kein bisschen. «Spuk unterm Riesenrad», freigegeben ab 6, oszilliert auf angenehm lässige Art zwischen lustigen (das genüsslich vor sich hin pupsende Pony), unheimlichen (die Strom-Schlange, mit der es Tammi zu tun bekommt), überdrehten (nackte Polizisten mitten in der Stadt) und gänzlich skurrilen Momenten.
David Bennent als Rumpelstilzchen
Zudem besitzt der nonchalante 90-Minüter eine Nostalgie, die durchaus anrührt: Da ist die treibende, die suggestiv puckernde Musik, die manchmal sogar an legendäre Kompositionen von Horrorlegende John Carpenter erinnert. Da sind die drei Gruselgestalten Hexe, Rumpelstilzchen und Riese, deren Kostüme so gar nichts Neumodisches haben: hier ein Zylinder, da die Augenklappe, da ein rot glühender Finger wie bei E.T.. Das alles macht Spaß, ist mit Liebe zum Detail ausgestattet.
Ein Übriges tut die Tatsache, dass der Titelsong das Zeug zum Hit hat: «Das Leben dreht sich im Kreis», heißt es dort. Und ein bisschen schwindlig ist einem nach dieser so abwechslungsreichen wie turbulenten Fahrt auf dem titelgebenden Riesenrad tatsächlich.
Eine kleine, indes hübsche Überraschung ist zudem, dass im Streifen David Bennent auftritt: Der 1966 in Lausanne geborene Mime gibt das Rumpelstilzchen. Bekannt geworden ist Bennent in der legendären Rolle des Oskar Matzerath in Volker Schlöndorffs Verfilmung von Günter Grass‘ «Blechtrommel». Lanciert wurde die Adaption im Jahr 1979. Und damit genau in dem Jahr, in dem auch die Vorlage für diesen Streifen im DDR-Fernsehen Premiere feierte: Am Neujahrstag 1979 lief dort die erste Folge «Spuk unterm Riesenrad» (Originalfolgen findet man im Netz). Die kurzweilige Neuauflage, 45 Jahre später, ist eine würdige Erinnerung daran.