Das deutsche Fernsehpublikum hat sich daran gewöhnt, von Thomas Gottschalk Abschied zu nehmen. Er verabschiedete sich 1992 zum ersten Mal bei „Wetten, dass..?“, 2011 folgte ein weiterer Abschied bei der gleichen Show. 2023 gab er nun zum dritten Mal und voraussichtlich letzten Mal den ZDF-Klassiker auf. Trotz seiner Abgänge blieb er stets im öffentlichen Bewusstsein, doch nun hat er entschieden, sich vollständig von seinem wichtigsten Sendeplatz zurückzuziehen.
„Ich bin älter als der Papst“
„Ich habe 35 Jahre lang den Samstagabend betreut und im Griff gehabt“, äußerte Gottschalk in der RTL-Show „Denn sie wissen nicht, was passiert“, einem Format von Barbara Schöneberger, Günther Jauch und ihm selbst. Er betonte, dass er immer gesagt habe, wenn der Tag käme, an dem er älter sei als der Papst, müsse er aufhören – der neugewählte Papst Leo XIV. ist 69 Jahre alt. Dennoch erklärte der TV-Veteran, dass er Anfang Dezember noch einmal in einer Abschiedssendung auftreten werde, wie zuvor von der „Bild“-Zeitung berichtet.
75 Jahre alt und Zeit für einen Rückzug
„Ich werde am nächsten Sonntag (18. Mai) 75 und das ist für einen Moderator der Punkt, wo man sagen sollte, man nimmt sich selber raus“, sagte der 74-Jährige. Zu einer Zeit, in der viele Menschen in Deutschland unter Bundeskanzler Friedrich Merz eine Rückkehr in die 1990er Jahre erwarten, endet dieses Kult-Jahrzehnt im Fernsehen nun damit wohl endgültig.
Showmaster der Extraklasse
Gottschalk gehört zu den erfolgreichsten Showmastern in der Geschichte des deutschen Fernsehens. Er steht in einer Reihe mit Größen wie Rudi Carrell, Hans Rosenthal, Joachim Fuchsberger und Hans-Joachim Kulenkampff. Der einzige verbliebene Showmaster dieser Klasse, abgesehen von ihm, ist „Wetten, dass..?“-Erfinder Frank Elstner.
In der Blütezeit von „Wetten, dass..?“ versammelte Gottschalk manchmal bis zu 18 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher. Zu den denkwürdigen Momenten zählen unter anderem Michael Jackson, der 1995 beim „Earth Song“ über der ZDF-Bühne schwebte, und Angelina Jolie, die 2004 eine riesige Würgeschlange um ihren Hals trug. Solche unvergesslichen Augenblicke machten die Show groß.
Aktiv bis zum Schluss
Außerhalb von „Wetten, dass..?“ war Gottschalk ebenfalls sehr aktiv. Mit 70 Jahren gewann er ein Wissensduell gegen Joko Winterscheidt, was ihm den Wechsel von Gast zu Gastgeber in der ProSieben-Sendung „Wer stiehlt mir die Show?“ einbrachte. Auch mit seiner Überraschungsshow „Denn sie wissen nicht, was passiert“ auf RTL erzielte er bis zu seiner Ankündigung hohe Quoten. Das Publikum sollte ihn also nicht abschreiben.
Gesellschaftskritik und Kontroversen
In letzter Zeit sah sich Gottschalk jedoch häufiger mit Gegenwind konfrontiert, insbesondere wenn er sich kritisch zu gesellschaftlichen Themen äußerte. Ihm wurde auch Sexismus vorgeworfen. In seinem Buch „Ungefiltert“ spricht er über das Showbusiness, die Influencer-Szene, das Gendern und die „Generation Z“. Gottschalk erklärt, dass er keine Rücksicht mehr darauf nimmt, ob das, was er sagt, politisch korrekt ist. „In meinem Alter muss man nicht mehr ‚cool‘ sein, das war ich mein Leben lang“, so Gottschalk kürzlich gegenüber der dpa.