Ein Raunen ging durch den Saal, als die Nachricht vom Tod Margot Friedländers während der Verleihung des Deutschen Filmpreises bekannt wurde. Die 103-jährige Holocaust-Zeitzeugin verstarb, was viele Anwesende, darunter die Schauspielerin Iris Berben, sichtlich schockierte. Pianist Igor Levit, der auf der Bühne eine bewegende Hommage hielt, kämpfte mit den Tränen und sprach anstelle einer Laudatio für die beste Filmmusik.
Levit erklärte: „Es gibt Momente, die sind größer als der Preis.“ Er bezeichnete Friedländer als „ein großes, großes Wunder“ und forderte das Publikum zu einem Schweigemoment auf. Zudem sendete er eine klare politische Botschaft, dass es keine Rechtfertigung gebe, denjenigen auch nur einen Millimeter Raum zu geben, die das, wofür Friedländer 103 Jahre lebte, zerstören wollten.
Politische Botschaften während der Gala
Die Verleihung war allgemein von politischen Statements geprägt, insbesondere gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft. Berben betonte, dass man nicht tatenlos zusehen dürfe, wie anderen die Stimme genommen wird. In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur äußerte sie ihre Besorgnis über die globale Situation.
Regisseur Florian Gallenberger, der die Deutsche Filmakademie leitet, hob hervor, dass Vielfalt eine Bereicherung darstellt und ohne sie keine Kultur, Kunst oder Kino existieren kann. Die Gala stellte zudem eine erste Bewährungsprobe für den neuen Kulturstaatsminister Wolfram Weimer dar, der mit teils scharfer Kritik aus der Kulturszene konfrontiert wurde.
Großer Gewinner des Abends: ‚September 5‘
Abseits der politischen Themen zeichnete sich schnell der Hauptgewinner des Abends ab: Der Thriller „September 5“ von Tim Fehlbaum, der die Geschehnisse rund um das Olympia-Attentat 1972 in München thematisiert, gewann die Goldene Lola für den besten Spielfilm sowie acht weitere Auszeichnungen, darunter für Regie und Drehbuch. Leonie Benesch wurde für die beste weibliche Nebenrolle geehrt.
Der Film zeigt die Ereignisse aus der Perspektive eines US-amerikanischen Fernsehteams, das ursprünglich über die Olympischen Spiele berichten sollte, aber stattdessen zu Live-Reportern einer Geiselnahme wurde.
Preise und bewegende Danksagungen
Der Preis für den besten Hauptdarsteller ging an Misagh Zare für seine Rolle in „Die Saat des heiligen Feigenbaums“, einem Politthriller über die Proteste im Iran. Liv Lisa Fries erhielt den Preis für die beste weibliche Hauptrolle für ihre Darstellung der Widerstandskämpferin Hilde Coppi im Drama „In Liebe, Eure Hilde“. In ihrer Dankesrede widmete sie den Preis der Liebe und appellierte an das Publikum, sich für Mitgefühl, Frieden und Freiheit einzusetzen.