Andreas Gursky im Museum der Bildenden Künste in Leipzig. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa)

Andreas Gursky, einer der weltweit erfolgreichsten zeitgenössischen Fotografen, stellt erstmals in seiner Geburtsstadt Leipzig aus. Knapp 60 seiner großformatigen Werke aus 35 Jahren sind vom 25. März bis 22. August im Museum der bildenden Künste zu sehen.

«Ich bin sehr emotionalisiert, endlich die Ausstellung eröffnen zu können, und dankbar, dass ich bei der Auswahl und Zusammenstellung hier schalten und walten konnte», sagte der 66-Jährige in Leipzig. Nahezu die komplette obere Etage des Hauses ist mit seinen monumentalen Collagen bespielt, knapp 1500 Quadratmeter in 15 Räumen.

Neben Hauptwerken wie «Ruhrtal», «Paris, Montparnasse» oder «99 Cent» sind erstmals auch neue Arbeiten aus dem Vorjahr zu sehen. Die Motive von Gurskys Werken sind jedermann bekannt, sie entstammen der Gegenwart: Es geht um Massenveranstaltungen, Arbeitswelt, Freizeit, Konsumschauplätze, Sport, aber auch Politik.

In «Politik II» versammeln sich etwa deutsche Spitzenpolitiker um eine Tafel, die an das «Letzte Abendmahl» erinnert. «Dieses Werk ist eher als Nebenprodukt entstanden, die Anordnung der Personen ist bewusst gewählt. Die Interpretation will ich aber dem Betrachter überlassen», erläuterte Gursky.

Gursky konstruiert mithilfe der digitalen Fotografie seine eigene Bilderwelt. Für sein Werk «Amazon» fotografierte er zwei Tage beim Versandriesen in den USA. Dabei war ihm nicht sofort klar, wie das Bild letztendlich aussehen wird. «Ich interpretiere das Objekt nicht schon bei der Aufnahme, sondern betrachte es mit Abstand», erklärte der 66-Jährige.

Anschließend fügte er die zahlreichen Aufnahmen scheibchenweise und nahtlos zu einem großen Bild zusammen. Dabei wird aber inhaltlich nichts verfälscht. «Die Bilder müssen von der Komposition funktionieren, aber der dokumentarische Charakter steht im Vordergrund.»

Gursky wurde 1955 in Leipzig geboren, im selben Jahr flüchtete die Familie in den Westen. Seine monumentalen Bilder hängen in berühmten Museen der Welt und erzielen Spitzenpreise auf dem Kunstmarkt – sein für 4,3 Millionen Dollar 1999 versteigertes Werk «Rhein II» gilt als teuerste Fotografie der Welt. Der Künstler lebt seit 1957 in Düsseldorf und studierte Fotografie an der dortigen Kunstakademie. Er lebt auch auf Ibiza.

Ursprünglich sollte die Schau bereits im Dezember eröffnet werden, der Termin musste aber wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Seit Mitte März haben in Leipzig die Museen wieder geöffnet, mit strengen Hygienekonzepten, wenigen Besuchern und festen Zeitfenstern.

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