Charly Hübner (l-r), Johanna Gastdorf, Dimitrij Schaad, Anna Maria Mühe, Lina Beckmann, Marc Hosemann und Thees Uhlmann bei der Premiere in Berlin. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Gerald Matzka/dpa)

Was packt man sich mit auf den Weg ein, wenn man sterben muss? Vielleicht etwas zu trinken, fällt Reiner spontan ein. Was soll man denn auch sonst machen, wenn just der Tod an der Tür geklingelt und verkündet hat, man hätte nur noch drei Minuten zu leben?

Wie es dann zunächst doch anders kommt, erzählt der Film «Sophia, der Tod und ich» nach einem Roman von Thees Uhlmann. Ab dem 31. August ist der Film von Charly Hübner mit Anna Maria Mühe («Tatort», «Novemberkind») und Dimitrij Schaad («Kleo») in den deutschen Kinos zu sehen. Die Geschichte, die sich irgendwo zwischen Komödie und Tragödie bewegt, ist nicht wirklich gruselig. Mittels Fantasy-Elementen wirkt sie aber manchmal ironisch-schaurig.

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Die Geschichte über den Tod ist vor allem eins: eine Ode an das Leben. Achtung Binse: Jeder Mensch muss irgendwann sterben, ob in drei Minuten oder 30 Jahren. Der Film erinnert daran, seine Zeit zu nutzen. Er überzeugt aber nicht nur mit seiner grundsätzlichen lebensbejahenden Ausrichtung. Die schnellen Dialoge triefen vor Zynismus. Und der Job des Todes hat etwas – wie Reiner in der Buchvorlage feststellt – so Bürokratisch-Deutsches an sich, dass das eigentliche Thema – der plötzliche Tod eines jungen Mannes – eigentlich gar nicht so traurig ist. Stattdessen verschiebt sich der Fokus darauf, was eigentlich wichtig ist im Leben.

Aber was heißt das eigentlich, Leben? Für den todgeweihten Reiner eigentlich nicht viel. Weinflaschen stauen sich in seiner Berliner Junggesellenbude, eine Zigarette glüht nach der nächsten. So richtig glücklich wirkt der junggebliebene Kerl nicht. Als drei junge Zeuginnen Jehovas an seiner Haustür von ihm wissen wollen, ob er denn manchmal bete, antwortet er: «Ja, wegen Fußball.» So viel Zynismus muss sein. Dass ausgerechnet dieser deprimierte Mann dem personifizierten Tod mit dem Namen Morten de Sarg (Marc Hosemann) von der Schippe springt, ist die größte Ironie des Films.

Gefühle in Einmachgläsern

Was Leben heißt, erfährt auch der Tod – denn nach dem missglückten Übertritt Reiners ins Reich der Toten ist Morten gefangen im Reich von Reiner. Mit ihm und Reiners Ex Sophia fährt Morten mit dem Zug nach Norden und trinkt unterwegs seine ersten drei Biere. Er beschreibt wie ein kleines Kind, wie sich Fluchen oder Betrunkensein anfühlt. Fast so, als sei es etwas ganz Fantastisches, fühlen zu können.

Nur ist das mit dem Fühlen nicht immer ganz so leicht. Das weiß auch Schaad, der sich mit seiner Figur Reiner identifizieren kann, wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte. «Ich bin von der Generation von Männern erzogen worden, die ihre Gefühle in Einmachgläser pressen und irgendwo tief unten im Keller verstecken.» Seine Gefühle auszudrücken habe er erst lernen müssen. «Glücklicherweise habe ich mir antrainiert, über Gefühle wie Liebe, Angst, Freude, und Hoffnung zu sprechen. Wenn man sich dafür entscheidet, es zu lernen, dann kann man sich öffnen.»

Das lernt Reiner dann plötzlich auch im Schweinsgalopp, nachdem ihm der Tod sozusagen eine letzte Chance gegeben hatte. Er ist eigentlich nicht so gut im Beziehungen halten. Dazu passt auch, dass er einen Sohn im Grundschulalter hat, mit dem er aber nur gelegentlich über Postkarten korrespondiert. Mit seiner unverhofft dazugewonnenen Zeit und mit seiner neuen You-Only-Live-Once-Einstellung traut er sich nun etwas, was er schon lange hätte machen sollen.

Sophia, der Tod und ich, Deutschland 2023, 90 Minuten, FSK o.A., von Charly Hübner, Drehbuch von Lena May Gray, nach dem gleichnamigen Roman von Thees Uhlmann, mit Dimitrij Schaad, Anna Maria Mühe und Marc Hosemann.

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