Isaak überzeugte mit dem Song «Always On The Run». (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christoph Soeder/dpa)

Einfach komplett auf die Musik konzentrieren und alles andere ausblenden. Das hat Isaak Guderian in der Woche vor dem Vorentscheid gemacht. «Ich war 100 Prozent bei mir», sagte der 28-jährige Ostwestfale im Anschluss an seinen Sieg in der Nacht zum Samstag. Das Ticket nach Malmö erhielt Isaak in der Sendung «Eurovision Song Contest – Das deutsche Finale 2024», die im Ersten übertragen wurde. Sein Song «Always On The Run» – gesungen mit einer voluminösen Reibeisenstimme, die seinen Angaben nach von Straßenmusik inspiriert ist – überzeugte sowohl Publikum als auch eine internationale Jury. 

Fans sind überrascht – und begeistert

ESC-Fans äußerten sich am Rande der Show überrascht, aber trotzdem freudig über Isaak als deutschen Hoffnungsträger. Den 22-jährigen Joshua überzeugte Isaak mit dessen lockeren Art, er habe «überhaupt nicht aufgesetzt» gewirkt. Und es stimmt: Als Moderatorin Barbara Schöneberger die aufgeregten Künstlerinnen und Künstler zu deren Gemütszustand kurz vor der Bekanntgabe der Punkte befragte, sagte Isaak unverblümt: «Ich scheiß‘ mich ein.»

Beim Vorentscheid gab es – wie beim internationalen ESC – ein zweiteiliges Votum. 50 Prozent der Stimmen lieferte das Publikumsvoting, die anderen 50 Prozent kamen von einer internationalen Jury aus acht Ländern. Isaak belegte im Publikumsvoting den ersten Platz. Auch bei der internationalen Jury stand Isaak mit insgesamt 74 Punkten am höchsten im Kurs. 

Der bekannteste Musiker aus dem Kreis der Berwerber war Max Mutzke, er erhielt 55 Punkte von der internationalen Jury und lag auch im Publikumsvoting auf Platz zwei. Vorab war der Komponist und Musikproduzent Ryk als Geheimfavorit gehandelt worden, die Schlagersängerin Marie Reim hatte Unterstützung aus der Schlagerbranche erhalten. Mit angetreten waren zudem das Elektro-Duo Galant, die junge Leona, die barfüßige Niederländerin Bodine Monet und der Indie-Musiker NinetyNine. 

Isaak, der Demütige

Seinen Erfolg kann sich der zweifache Vater Isaak nicht erklären. Seine Vermutung: «Vielleicht war es die Ruhe, die ich mir bewahrt habe.» Der Mann aus dem nordrhein-westfälischen Espelkamp hatte seinen ersten Auftritt 2011 im Rahmen der Sendung X-Factor. Während der Corona-Pandemie gewann er die digitale Talentshow «Show your Talent». Dass Deutschland in jüngster Vergangenheit nicht besonders erfolgreich aus den Eurovision Song Contests herausgegangen war, ging nicht an ihm vorbei: «Wenn es der letzte Platz wird, dann ist es so! Ich peile den Ersten an», sagte er motiviert. «Ob das was wird, sehen wir dann.»

Enden am 11. Mai die deutschen Misserfolge?

Im vergangenen Jahr hatte die Schwedin Loreen den ESC in Liverpool mit ihrem Europop-Hit «Tattoo» gewonnen, sie erhielt im internationalen Voting 583 Punkte. Deutschland hingegen landete auf dem letzten Platz  – die Band Lord of the Lost sammelte mit «Blood and Glitter» nur 18 Punkte. In der Sendung in der Nacht zum Samstag kam die Band dazu; ihre Mitglieder beteuerten, dass sie auch noch einmal beim ESC mitmachen würden. Immer wieder gab es im Verlauf der Sendung liebevolle Seitenhiebe zu den schlechten Ergebnissen Deutschlands beim internationalen ESC.  

Der letzte deutsche Sieg liegt schon lange zurück. 2010 holte Lena Meyer-Landrut den ersten Platz mit dem englischsprachigen Popsong «Satellite». Seitdem gab es nur 2018 einen Lichtblick – Michael Schulte belegte mit «You Let Me Walk Alone» den vierten Platz. Ansonsten war Deutschland immer weit hinten. 

Obwohl Deutschland zuletzt immer wieder schlecht abschnitt – «Deutschland, null Punkte» ist fast schon ein geflügeltes Wort geworden – ist der deutsche Platz beim ESC sicher. Das liegt daran, dass Deutschland zu den «Big Five» gehört, also zu den größten Geldgebern des ESC. Weitere «Big Five»-Länder sind Großbritannien, Spanien, Frankreich und Italien. Immer mit antreten darf auch das Gastgeberland des jeweiligen Jahres – also das Gewinnerland des Vorjahres. In diesem Jahr also: Schweden. 

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