Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, ist tot. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Michael Kappeler/dpa)

Zwei Monate vor seinem 100. Geburtstag ist Prinz Philip, Ehemann der britischen Königin Elizabeth II., gestorben.

Der Herzog von Edinburgh sei am Freitagmorgen im Alter von 99 Jahren friedlich auf Schloss Windsor bei London eingeschlafen, teilte der Buckingham-Palast im Namen der «zutiefst betrübten» Queen mit. Erst vor wenigen Wochen war Philip nach erfolgreicher Herzoperation aus dem Krankenhaus entlassen worden. Sein Tod gilt als großer Einschnitt für Großbritannien und das Königshaus und löste im Vereinigten Königreich sowie weltweit Trauer aus.

Auf der Webseite von Philips Enkel Prinz Harry und dessen Frau Herzogin Meghan erschien am Freitag eine Botschaft mit den Worten: «Du wirst schwer vermisst werden.» Der britische Premier Boris Johnson würdigte den Prinzgemahl als «Stärke und Stütze» der Queen und wichtigen Lenker des Königshauses, «eine Institution, die unbestreitbar bedeutsam für das Gleichgewicht und das Glück unseres nationalen Lebens bleibt.»

Hunderte versammelten sich am Buckingham-Palast und in Windsor, legten Blumen nieder und hielten inne. «Das ist es, was uns britisch macht, dass wir eine Monarchie haben», sagte eine 40 Jahre alte Besucherin, die extra eine halbe Stunde Anfahrt in Kauf genommen hatte. «Er hat unsere Monarchin unser ganzes Leben lang unterstützt, ich habe das Gefühl, er verdient Respekt.»

Die Polizei wachte streng über die Einhaltung der Corona-Regeln, die auch die royalen Trauerzeremonien maßgeblich beeinflussen werden. Mitarbeiter des Königshauses entfernten nach kurzer Zeit eine gerahmte Bekanntmachung am Zaun des Palasts, um weitere große Menschengruppen davor zu vermeiden. Die BBC spielte die Nationalhymne im Fernsehen, überall wurden Flaggen auf halbmast gesetzt. Die Glocken der weltberühmten Westminster Abbey sollten am Freitagabend in London 99 Mal läuten – einmal für jedes Lebensjahr des Prinzen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte Philip einen wichtigen Versöhner von Großbritannien und Deutschland. «Als Angehöriger der Royal Navy kämpfte Prinz Philip für die Befreiung Europas vom nationalsozialistischen Terror. Sein Einsatz für Demokratie und Freiheit wird uns in Erinnerung bleiben.» Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, der Tod erfülle sie «mit großer Trauer». Auch EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sprach den Royals und dem britischen Volk «an diesem sehr traurigen Tag» ihr Mitgefühl aus – ebenso wie viele weitere Staatschefs und die Vertreter der europäischen Königshäuser.

Die britische Krone verliert einen ihrer wichtigsten Vertreter in turbulenten Zeiten: Zuletzt sorgte ein Interview von Philips Enkel Harry und seiner Frau Meghan für ordentlich Unruhe im Königshaus. In dem weltweit beachteten Gespräch mit US-Moderatorin Oprah Winfrey hatte das Paar der Familie Rassismus und mangelnde Unterstützung vorgeworfen. Seit der Palast erklärte, man werde die Vorwürfe «privat aufarbeiten», ist etwas Ruhe eingekehrt – doch ein Schatten bleibt.

Auch die Vorwürfe gegenüber Philips Sohn Prinz Andrew, der mittlerweile keine offiziellen Termine mehr wahrnimmt, stehen weiter im Raum. Bei Ärger in der Familie soll Philip bis zuletzt wichtiger Berater für die Queen gewesen sein. Gemeinsam mit ihr hat er vier Kinder: Neben Thronfolger Prinz Charles und Andrew gehören auch Prinzessin Anne und Prinz Edward dazu. Die Thronfolge ist durch seinen Tod nicht betroffen.

Der Herzog von Edinburgh, so sein offizieller Titel, war seit 1947 mit Elizabeth verheiratet. Seit deren Krönung 1953 war er Prinzgemahl und galt als wichtigste Stütze der heute 94 Jahre alten Queen. Als fleißiger Royal ging er erst im Alter von 96 Jahren in den Ruhestand, sein letzter offizieller Auftritt war bei einer Militärparade der Royal Marines 2017 vor dem Buckingham-Palast. Ein Hintertürchen hatte sich «Rentner Philip» jedoch offen gehalten – als gelegentlicher Begleiter der Queen bei Terminen.

Zuletzt wurde der dienstälteste Prinzgemahl der britischen Geschichte jedoch kaum noch in der Öffentlichkeit gesehen. Große Teile der Corona-Pandemie verbrachte Philip gemeinsam mit der Queen auf Schloss Windsor in der Nähe von London – abgeschottet durch einen stark reduzierten Kreis an Hofpersonal. Selten hatte das Paar in den vergangenen Jahren ähnlich viel Zeit gemeinsam verbracht.

Der Prinzgemahl war Zeit seines Lebens für seinen Charme und Humor bekannt – und zugleich für seine rhetorischen Fehltritte: Helmut Kohl begrüßte er einmal mit «Reichskanzler». Bei den von Harry und Meghan erhobenen Rassismusvorwürfen gegen den Palast wurden er und die Queen jedoch nachträglich aus der Schusslinie genommen.

Philip wurde am 10. Juni 1921 als Prinz von Griechenland und Dänemark auf Korfu geboren. Er stammte aus einer Königsfamilie Griechenlands und hatte auch deutsche Wurzeln. Seine Kindheit und Jugend verliefen unglücklich: Die Familie musste von Griechenland ins Exil nach Frankreich fliehen. Während der Vater sich kaum um ihn kümmerte, wurde die Mutter psychisch krank. Als Ziehvater diente stattdessen sein Onkel mütterlicherseits, Lord Louis Mountbatten, dessen Nachnamen er später annahm. Dieser starb später bei einem Bombenattentat der IRA (Irisch-Republikanische Armee) – für Philip ein weiterer schwerer Schlag.

Im Zweiten Weltkrieg diente der Herzog bei der britischen Marine. 1939 traf er erstmals die damals 13-jährige Elizabeth – es soll Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Sechs Jahre nach der Hochzeit fand 1953 Elizabeths Krönung in der Westminster Abbey in London statt. Als Prinzgemahl musste Philip seine militärische Karriere aufgeben.

Obwohl er für sein hohes Alter als erstaunlich rüstig galt, litt Philip in den vergangenen Jahren mehrfach unter gesundheitlichen Problemen: Das Herz machte ihm zu schaffen, er hatte Blasenentzündungen, musste an der Hand operiert werden und bekam mit 96 Jahren ein neues Hüftgelenk. Erst mit 97 gab er nach einem spektakulären Autounfall, den er jedoch gut überstand, seinen Führerschein ab. Sein kürzlicher Aufenthalt im Krankenhaus samt Eingriff am Herzen war mit rund vier Wochen auch sein längster. Mitte März kehrte er jedoch zur Queen nach Schloss Windsor zurück und lebte seine letzten Wochen an ihrer Seite.

Bis zur Beerdigung gilt eine landesweite Trauerzeit. Die Queen und andere Royals werden keine Termine wahrnehmen – das bedeutet, dass die Königin als Staatsoberhaupt in dieser Zeit keine Gesetze mit ihrer Unterschrift in Kraft setzen kann. Ihren 95. Geburtstag am 21. April muss die Monarchin nun ohne ihren Ehemann verbringen.

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