Verkleidet als Königin Beatrix der Niederlande winkt der Komiker Hape Kerkeling vor Schloss Bellevue für die Presse (1991). (Urheber/Quelle/Verbreiter: picture alliance / dpa)

In einer spektakulären Aktion gelang es Hape Kerkeling vor 30 Jahren – am 25. April 1991 – trotz Sicherheitsvorkehrungen beim Staatsbesuch der niederländischen Königin Beatrix, in Damenkleidung am Schloss Bellevue vorzufahren.

Der damals 25-Jährige forderte am Sitz des Bundespräsidenten mit aufgesetztem holländischen Akzent ein «lecker Mittagessen». Oder war es ein «lekker» Mittagessen? Im Niederländischen werden auch Dinge und Gegebenheiten, die gar nicht essbar sind, als «lekker» bezeichnet, was dann gut, schön, angenehm bedeutet. Am 2. Mai 1991 war der berühmte Auftritt in der ARD-Show «Total normal» zu sehen – und erlangte Kultstatus.

Die Deutsche Presse-Agentur (dpa), die Medien, Unternehmen und Organisationen mit redaktionellen Angeboten beliefert, schrieb am Tag der Aktion: «Für einen Zwischenfall sorgte am Donnerstagmittag der deutsche Entertainer und Fernsehmoderator Hape Kerkeling kurz vor der Ankunft des niederländischen Königspaars am Berliner Schloß Bellevue. In schwarzem Samtkostüm mit leuchtend blauem Hütchen als Königin verkleidet fuhr Kerkeling in einer Staatskarosse vor die Schloßeinfahrt und stahl dem königlichen Gast die Show.»

Kerkeling selbst schilderte vor drei Jahren in der «Gala» noch mal seine Gedanken und Gefühle von damals: «Ich sitze in Berlin in der fetten Limousine – und mir wird mulmig.» Er habe sich gefragt: «Welche Straftat begehe ich eigentlich gerade? Hausfriedensbruch? Majestätsbeleidigung? Gar Hochverrat?»

In den Aufnahmen der Aktion wirkt Kerkeling, der in Recklinghausen im Ruhrgebiet geboren wurde und heute verheiratet mit seinem Mann vor allem in Bonn lebt, aber entspannt. Es fallen Sätze wie: «Man muss aufpassen, sonst kriegst du eine Winkarm.» Und eine Banane essend sagt er: «Wer weiß, was es da zu essen gibt. Ich esse immer vorher. Wir essen immer vorher ’ne kleine Happe.» Beim Vorfahren am Schloss erklärt er: «Schön die Hand vors Gesicht, sonst sehen die, dass ich nur die Trixe bin – und nicht die Beatrix.»

Auch über die Reaktion des damaligen deutschen Staatsoberhaupts äußerte sich Kerkeling 2018 in der «Gala»: «Bundespräsident von Weizsäcker fand die Nummer übrigens ziemlich unterhaltsam, wie er mir viel später mal bei einem Partyplausch im Park des Bellevue verriet.»

Kurz nach Kerkelings Auftritt und Abfahrt trafen dann bei strahlendem Sonnenschein die echten niederländischen Gäste gemeinsam mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker und seiner Frau Marianne zu ihrem Besuch, dem ersten im vereinten Berlin, ein. In einem apricot Sommermantel mit schwarzem, blumenverzierten Hut posierte Königin Beatrix mit Mann Prinz Claus kurz vor den Fotografen, ehe sie mit dem Ehepaar Weizsäcker still zum privaten Mittagessen verschwand.

«Die Showeinlage von dem Kerkeling war toll, doch ich freue mich auch über den Besuch der echten Königin», sagte damals eine Hamburger Passantin, die rein zufällig den Zwischenfall erlebte. Die Zahl der Schaulustigen am Schloss Bellevue war recht gering.

Nach einigen Jahren fast vollständiger Bildschirmabwesenheit hat der inzwischen 56 Jahre alte Kerkeling vor kurzem ein Comeback für 2022 angekündigt. Geplant sind eine Serie mit ihm in der Hauptrolle sowie zwei weitere Unterhaltungsformate für den Streamingdienst TVnow und die Sender RTL und Vox.

Vor sieben Jahren hatte der Entertainer und Autor («Ich bin dann mal weg») in einem dpa-Interview gesagt: «Ich mache mich rar, weil ich mich rar machen will.» Ende 2018 und in den ersten Monaten des Jahres 2019 gingen Millionen ins Kino, um seine von Caroline Link verfilmte Autobiografie «Der Junge muss an die frische Luft» zu sehen. Jetzt freut sich Kerkeling laut RTL-Mediengruppe auf seine TV-Rückkehr: «Wir haben da ein paar richtig schöne Ideen auf der Pfanne.»

Schon ab 14. Mai ist er, wie jetzt bekannt wurde, in dem mehrfach verschobenen Kinofilm «Der Boandlkramer und die ewige Liebe» in der Rolle des Teufels zu sehen – an der Seite von Michael «Bully» Herbig beim Streamingdienst Amazon Prime Video.

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