Das Leipziger Messemännchen wird auch in diesem Jahr keine Buchmessen-Besucher empfangen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa)

Die Corona-Pandemie hat der Leipziger Buchmesse einen Murmeltier-Moment beschert, auf den Verlage und Bücherfans sicher gerne verzichtet hätten: Wie schon im Vorjahr wird die Frühlingsschau der Branche abgesagt.

Der Verlauf der Pandemie lasse keine andere Wahl, erklärt Messe-Geschäftsführer Martin Buhl-Wagner. Statt voller Hallen und umlagerter Lesungen soll es nun eine digitale Variante des Lesefestes geben. «Die Absage trifft die ohnehin angeschlagene Buchbranche hart», konstatiert die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs.

Schon 2020 war kein gutes Jahr für die Branche. Auf die Absage der Leipziger Buchmesse folgte ein langes Hin und Her, ob die größte deutsche Buchmesse in Frankfurt stattfinden könne. Am Ende gab es dann im Herbst lediglich eine digitale Sonderausgabe. Und nun fällt zum dritten Mal hintereinander eine große Präsenzveranstaltung aus.

Der Buchhandel musste 2020 über alle Vertriebswege hinweg einen Umsatzeinbruch von 2,3 Prozent hinnehmen. Das stationäre Geschäft litt durch die Lockdowns besonders. Unterm Strich steht dort laut Börsenverein ein Minus von 8,7 Prozent.

Ein Schlüsselwort, wenn es um die Bedeutung der Buchmessen für die Branche geht, ist «Sichtbarkeit». Die Messen, und vor allem Leipzig mit dem großen dazugehörigen Lesefest, sind auch immer große bunte Bücherpartys. Zudem lenken die Verleihungen des Preises der Leipziger Buchmesse und des Deutschen Buchpreises im Frühling und Herbst jedesmal eine große Aufmerksamkeit auf die Bücher. Schon eine Nominierung kurbelt den Verkauf an. Keine Messen, weniger Sichtbarkeit – so lautet die einfache Formel.

«Unser Geschäft besteht im Wesentlichen darin, Autor*innen mit einem möglichst großen Publikum zu verbinden. Dabei spielen die Messen und Veranstaltungen eine zentrale Rolle», sagt Thomas Rathnow, Geschäftsführer der Verlagsgruppe Random House. Mit der erneuten Absage der Leipziger Buchmesse fehle «eine entscheidende Komponente in der Aufmerksamkeitsökonomie der Verlagswelt». Ebenso sehr fehlten die persönlichen Begegnungen. Er bedauere den Verzicht auf die Präsenzmesse sehr, erklärt Rathnow. Allerdings gebe die frühe Absage auch Planungssicherheit.

Eigentlich hatten die Leipziger ihre Buchmesse dieses Jahr unbedingt retten wollen. Schon vor Monaten war der Termin darum vom angestammten März auf Ende Mai geschoben worden. In den wärmeren Tagen, so die Hoffnung, könne eine Messe auch mit der Nutzung von Außenbereichen wieder möglich sein. Nun wurde neben der Buchmesse auch die dazugehörige Comic-Messe Manga-Comic-Con gestrichen. Stattdessen soll es Live-Lesungen und Verlagspräsentationen im digitalen Raum geben. Auch auf ein paar Veranstaltungen mit Publikum hofft die Messe – vielleicht auch zur Verleihung ihres Buchpreises.

Kerstin Gleba, Verlegerin von Kiepenheuer & Witsch, bedauert die Absage der Buchmesse, nennt sie aber eine umsichtige und vernünftige Entscheidung. «Dass es im Mai dennoch ausgewählte Präsenzveranstaltungen in Leipzig geben wird, ist die gute Nachricht. Wir werden in den nächsten Wochen ausloten, welche unserer Autor*innen dort mit ihren Büchern auftreten können.» Zudem baue der Verlag derzeit digitale Bühnen, um seine Frühjahrstitel dort präsentieren zu können.

Ein paar Tausend Kilometer von Leipzig entfernt, in Portugal, löst der Messeverzicht ebenfalls Bedauern aus. Die Südeuropäer hätten sich in diesem Jahr als Gastland in Leipzig präsentieren wollen. Nun kommen mehr als 50 Neuerscheinungen portugiesischsprachiger Autorinnen und Autoren ohne den Messetrubel auf den deutschen Buchmarkt. Offen ist, ob Portugal seinen Gastland-Auftritt in einem anderen Jahr nachholt. «Wir können zu diesem Zeitpunkt noch nichts Konkretes dazu sagen», erklärt Patricia Severino, Leiterin der Geschäftsstelle Portugal Gastland der Leipziger Buchmesse 2021.

Die Absage der Leipziger wirft schnell auch die Frage nach der Frankfurter Buchmesse 2021 auf. Dort soll das Konzept für den Herbst im Februar präsentiert werde. Messe-Direktor Juergen Boos sagt: «Mit Blick auf Oktober empfinden wir eine besondere Verantwortung, die Branche zu unterstützen und Sichtbarkeit für das Buch zu schaffen. Wir planen die Frankfurter Buchmesse vom 20. bis 24. Oktober 2021 auf dem Messegelände einschließlich digitaler Angebote. Wir gehen davon aus, dass sich die Pandemiesituation bis dahin entscheidend verändert haben wird.»

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