Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker eröffnet die Lit.Cologne. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Oliver Berg/dpa)

Mit einer Solidaritätsveranstaltung für die Ukraine ist am Dienstagabend das Literaturfestival Lit.Cologne in Köln eröffnet worden.

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) verwies zum Auftakt auf die Frau, die am Vortag in einer Nachrichtensendung des russischen Fernsehens ein Plakat gezeigt und gegen die Lügen der Staatsmedien protestiert hatte. «Ich verneige mich tief vor so viel Mut und habe grenzenlosen Respekt davor», sagte Reker. 

Der Journalist Deniz Yücel sagte, ebenso großen Respekt verdienten die Ukrainer, die in bereits von russischen Truppen besetzten Städten auf die Straße gingen und demonstrierten – und ebenso all jene Ukrainer, die nun als Soldaten kämpften. «Mit der Waffe des Wortes alleine wird die Ukraine nicht zu verteidigen sein», sagte Yücel.

Sasha Marianna Salzmann, bekannt unter anderem für den Roman «Im Menschen muss alles herrlich sein» sagte, der Angriff der Ukraine könne schwerlich als große Überraschung bewertet werden. «Wir müssen uns ehrlich in die Augen schauen», sagte sie, «Wladimir Putin hat uns über seine Ziele und Fantasien nie belogen.»

Kermani: Haben mehrere Kriege ignoriert

Ebenso wies der Schriftsteller Navid Kermani darauf hin, dass man zunächst mehrere Kriege ignoriert habe. «Natürlich ist da auch so eine Art von Bitterkeit oder Traurigkeit dabei, weil es diese große Solidarität, wie es sie jetzt zum Glück gibt, nicht gab, auch unter uns Intellektuellen und Schriftstellerinnen und Schriftstellern nicht, als zum Beispiel Grosny Ende der 90er Jahre laut UN-Angaben die am meisten zerstörte Stadt der Welt war.» Ebenso wenig Solidarität habe es gegeben, als Aleppo zerstört worden sei. «Und als der Donbass überfallen worden ist und die Krim besetzt worden ist, das waren die Jahre, als Deutschland sein Gasgeschäft mit Russland erst richtig ausgebaut hat. Jetzt ist es 2022, und jetzt ist der Krieg halt hier.»

Parallel zu der Solidaritätsveranstaltung wurde der Deutsche Hörbuchpreis verliehen – in diesem Jahr zum 20. Mal. Als «Beste Interpretin» wurde Schauspielerin Martina Gedeck für ihre Lesung des Romans «Nastjas Tränen» von Natascha Wodin ausgezeichnet. Der Schauspieler Edgar Selge erhielt den Preis in der Kategorie «Bester Interpret» für die Lesung seines Romans «Hast Du uns endlich gefunden».

Preis für «Bestes Hörspiel»

Regisseurin Christiane Ohaus und Komponistin Stephanie Nilles teilten sich den Preis in der Kategorie «Bestes Hörspiel»: In der neunstündigen Hörspielfassung von John Steinbecks Epos «Jenseits von Eden» rücke die Regisseurin den Figuren sehr nahe, urteilte die Jury. Für die «Beste Unterhaltung» wurde Schauspieler Charly Hübner geehrt, der sein literarisches Debüt «Charly Hübner über Motörhead oder Warum ich James Last dankbar sein sollte» selbst eingelesen hat.

Bereits zum dritten Mal gewann Sprecher Stefan Kaminski den Preis in der Kategorie «Bestes Kinderhörbuch». Mit seiner Lesung von Julia Bleskens «Mission Kolomoro» begeisterte er eine fünfköpfige Kinderjury aus Wolfschlugen in Baden-Württemberg. Baran Datli und Anton Stanislawski erhalten die Auszeichnung in der Kategorie «Bester Podcast». Der Deutsche Hörbuchpreis ist in jeder Kategorie mit 3333 Euro dotiert.

Die Lit.Cologne findet dieses Jahr vom 15. bis 26. März statt und umfasst 180 Veranstaltungen. Aus der Politik werden unter anderem der ehemalige deutsche Außenminister Joschka Fischer und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) erwartet. Aus der Welt der Literatur kommen unter anderem der aktuelle Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah, der türkische Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk, der dänische Krimiautor Jussi Adler-Olsen und der Schweizer Schriftsteller Christian Kracht.

2020 war die Lit.Cologne wegen Corona ausgefallen. Im Frühjahr 2021 fand sie rein digital statt. Für die Ausgabe 2022 gelten 2G-Bedingungen.

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