Max van Veeren (Klaus Steinbacher) in den Straßen von Frankfurt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Zickgraf/ZDF/dpa)

Wer ist der Mensch wirklich, mit dem ich mein Leben teile und den ich eigentlich gut zu kennen glaube? Die junge Galeristin Anara van Veeren (Marlene Tanczik) und ihr smarter Ehemann, der IT-Unternehmer Max (Klaus Steinbacher), scheinen ein Traumpaar zu sein. Lichtdurchflutetes Hochhaus-Loft hoch über Frankfurt am Main, Luxus pur.

Aber gleich die ersten Bilder kratzen an der perfekten Fassade: Eine düstere Wohngegend, einsames Parkdeck, Anara scheint in Todesangst vor jemandem zu fliehen. Sie setzt sich in ihr Auto, und dann kommt der Riss: Der Wagen wurde sabotiert, Anara rast ungebremst in eine Baustelle und landet im Koma auf der Intensivstation. Game over.

Mit nur wenigen Einstellungen lässt uns der packende, gut besetzte Psychothriller «Blindspot», der am Montag um 20.15 Uhr im ZDF läuft, in die Abgründe einer Beziehung blicken. Regisseur Hannu Salonen («Oktoberfest 1900») erzählt aus der Perspektive des vermeintlich so selbstsicheren Alphamännchens Max nicht zuletzt auch von den Fallstricken der Wahrnehmung.

Im Spiegelkabinett gefangen

Der Erfolgsmensch entdeckt, dass seine Frau ein Doppelleben geführt hat – mit reichlich Drogen und einem Liebhaber, der so ziemlich das Gegenteil von ihm selbst darstellt. Die Spuren aus Anaras verdeckter Existenz führen in einen mysteriösen Nachtclub, der für den narzisstisch veranlagten Max zu einem Spiegelkabinett wird, aus dem es letztlich kein Entkommen mehr gibt.

«Paranoia spielt insgesamt eine große Rolle im Film», sagt der Regisseur und bekennende Hitchcock-Verehrer Salonen laut ZDF-Pressetext über diesen Thriller, der auch böse Seitenhiebe auf die moderne Arbeitswelt parat hat. Max verdächtigt bald seinen Kollegen Patrick (Marcus Mittermeier), eine Affäre mit Anara gehabt zu haben. Auch seine Kollegin Saskia (Felicitas Woll), die eigentlich auf der Seite von Max steht, erweist sich zunehmend als eher skrupellose Karrieristin.

Clever konstruiertes Drehbuch

Die drei sollen als Team einen millionenschweren Deal mit einem Scheich abschließen – es geht um Spionage-Software, die man auch gegen die eigene Bevölkerung einsetzen kann. Aber Max verliert immer mehr die Kontrolle – und wird kalt lächelnd abserviert.

Das mit Rückblenden und Traumsequenzen clever konstruierte Drehbuch von Marc O. Seng, dem Co-Autor der Netflix-Mysteryserie «Dark», hat einige politische Spitzen im Gepäck. Auf die Frage, ob man denn einfach so Deals mit Autokraten machen könne, antwortet die zweifache Mutter Saskia eiskalt: «Wir wollen doch wieder Exportweltmeister werden». Dann nimmt das Drama um den vom Sockel gestürzten Überflieger Max seinen Lauf, und dieser ungewöhnliche Thriller schafft es tatsächlich, uns Zuschauer bis zur letzten Sequenz im Ungewissen zu lassen. War diese atemlose Höllenfahrt am Ende nur ein böser Traum?

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