Peter Kraus steht während einer TV-Aufzeichnung auf der Bühne. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Womöglich ist Peter Kraus der lebende Beweis dafür, dass Musik jung hält. Schließlich wird der Sänger, Schauspieler und Entertainer am Montag (18.3.) 85 Jahre alt – und er rockt immer noch jede Bühne. Davon wird man sich an seinem Ehrentag bei seinem Auftritt in der Münchner Isarphilharmonie überzeugen können. «Ich feiere meinen halbrunden Geburtstag dieses Mal mit meinen Fans», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Bei dem Auftritt will er seinen Freund, den Spider Murphy Gang-Chef Günther Sigl und den Gypsy Jazz-Gitarristen Joscho Stephan als Stargäste begrüßen. Ansonsten erwartet die Zuschauer eine typische Peter-Kraus-Show, bei der er die größten Hits seiner über 65 Jahre langen Karriere präsentieren will. «Sugar Baby» darf natürlich nicht fehlen. «Der Song ist mein Markenzeichen, meine Visitenkarte», sagt er. Im österreichischen Gamlitz, wo er hauptsächlich wohnt, riefen ihm die Leute häufig ein munteres «Hallo Sugar Baby» zur Begrüßung zu – was für ihn völlig okay sei.

«Sugar Baby» mag sein größter Hit und dazu ein zeitloser Klassiker der deutschen Pop-Geschichte sein. Doch darauf reduzieren kann man Peter Kraus nicht. Im Gegenteil. Der Sohn des österreichischen Regisseurs Fred Kraus ist ein Pionier: Bereits Mitte der 1950er-Jahre holte er mit seiner Debüt-Single «Susi-Rock (Bluejean Bop)» den Rock’n’Roll ins Nachkriegs-Deutschland – höchst erfolgreich. In seinen ersten vier Karriere-Jahren veröffentlichte Kraus 36 Titel, die sich insgesamt über zwölf Millionen Mal verkauften. Er war ein gefragter Duett-Partner (unter anderem mit Connie Francis) und ein versierter Interpret von klassischem Blues. Daneben befeuerte der Künstler seit Mitte der 1950er-Jahre seine Schauspielkarriere. In rund 30 Kino- und Fernsehfilmen avancierte er auch zum Filmstar.

Der «deutsche Elvis»

Für die Medien war der leidenschaftliche Sammler von Oldtimer-Autos vor allem aber der «deutsche Elvis». Ein Vergleich, der Kraus schmeichelte, der für ihn aber schon immer hinkte. «Gut, er war mein Ideengeber», gibt er zu. Von Elvis Presley habe er sich den Hüftschwung und das Styling abgeschaut. Musikalisch aber schlug Kraus schon bald mit romantischen Liedern eine gefälligere Richtung ein. Dennoch wäre es fast zu einem persönlichen Treffen mit dem King of Rock’n’Roll gekommen. «Leider hat mir damals meine Plattenfirma einen Strich durch die Rechnung gemacht», erinnert er sich, «die Plattenbosse hatten Angst, dass es bei den Fotos dann hieß: Das Original schüttelt seiner Kopie die Hand.»

Schon in den Pioniertagen der Musikindustrie ging es also um PR und Marketing, doch kein Vergleich zu heutigen Anforderungen im Entertainment-Betrieb. Würde ihn, wäre er heute ein Newcomer, der Umgang mit Social Media und Co. reizen? «Nein, ganz und gar nicht», sagt er und gibt Einblick in die Gründertage des Musikgeschäfts: «Das war ja alles Neuland. Es gab nicht mal junge Musiker, mit denen ich eine Band gründen konnte. Deshalb bin ich viel mit der Max Greger-Band gereist. Wir haben teilweise zwei Vorstellungen am Tag gespielt – in Kinos, Festsälen, Theatern. Und wir haben die wildesten Sachen erlebt. Heute wäre das alles nicht mehr möglich, weil das sofort in den Social-Media-Foren veröffentlicht werden würde.»

Auf seinem letzten, im Jahr 2022 erschienenen Album «Idole» zeigte sich Peter Kraus von einer anderen musikalischen Seite. Mit Unterstützung von Musik-Stars wie Till Brönner, Helge Schneider und Götz Alsmann serviert er darauf deutsche Versionen von Evergreens wie «Mr. Bojangles», «Blue Bajou» und «Summertime». «Das ist die Musik, mit der ich aufgewachsen bin. Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Nat King Cole waren meine Helden. Sie haben mich dazu gebracht, diesen Beruf zu ergreifen.»

Tournee im Herbst

Nach seinem Auftritt am Geburtstag sollen in diesem Jahr noch weitere Einzelauftritte sowie eine Tournee im Herbst folgen. Seine letzte? «Wer weiß, sie ist jedenfalls nicht als Abschieds-, sondern als Geburtstags-Tour betitelt.» Aber, so fügt er hinzu: «Irgendwann muss Schluss sein.»

Auch wenn er sich heute noch – dank sportlicher Aktivitäten und gesunder Lebensweise – fit fühle, könne sich das ja schnell ändern. An den Tod verschwendet Peter Kraus dennoch keinen Gedanken. Vielmehr genießt er seine Musik und sein Leben mit seiner Ehefrau Ingrid: «Wir streiten nie und lachen viel. Ich bin immer noch in sie wie am ersten Tag verliebt. Auch das hält mich jung.»

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