Lisa Maria Potthoff und Sebastian Bezzel bei der Premiere von «Rehragout-Rendezvous» in München. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Felix Hörhager/dpa)

Revolution in Niederkaltenkirchen. Die Oma möchte nicht mehr kochen und putzen. Und Susi will Karriere machen und nicht als treusorgende Mutter immer nur hintenan stehen, um das alltägliche Familienchaos zu regeln.

Schwierige Zeiten für den Dorfpolizisten Franz Eberhofer, seinen Vater und seinen Bruder Leopold, saßen sie doch in den bisherigen acht Filmen der «Eberhofer»-Reihe im gemachten Nest und konnten ausgiebig Nabelschau betreiben. Damit ist in der Krimikomödie «Rehragout-Rendezvous» Schluss. Die Männer müssen selbst anpacken, weil Susi und Oma sich nicht länger knechten lassen wollen.

«Es war vielleicht überfällig, dass die wichtigsten Frauenfiguren mehr Raum einnehmen», befindet die Produzentin Kerstin Schmidbauer über die neue Komödie, die auf dem 11. Band der Krimireihe von Rita Falk beruht.

Deutlich wird das auf dem Plakat, auf dem bislang immer nur Eberhofer-Darsteller Sebastian Bezzel und Simon Schwarz alias Privatdetektiv Rudi Birkenberger zu sehen waren. Auch dieses Mal ermitteln sie gemeinsam, in einem Vermisstenfall, der sich als Mord entpuppt. Auf dem neuen Filmplakat gesellt sich auch Lisa Maria Potthoff dazu, als selbstbewusste Susi im Business-Look.

Neue Zeiten also im «Eberhofer»-Universum? Jein. Die Diskussionen im Film sind alt. Dass Mütter arbeiten und Männer den Müll rausbringen und die Kinder wickeln – in sehr vielen Beziehungen längst Alltag. So entlarvt sich Eberhofer als reichlich altmodisch angesichts seines Entsetzens, dass er im Job kürzer treten soll, um sich mehr um Sohn Pauli kümmern zu können. Auch an seinem Vater (Eisi Gulp) und Bruder Leonard (Gerhard Wittmann) scheinen die Debatten um gerechte Aufteilung von Arbeit und Haushalt spurlos vorübergegangen zu sein.

Frauen wagen die Revolution

Das wollen die Frauen nicht länger hinnehmen. Enzi Fuchs als Oma wagt den Protest – wieder einmal wunderbar verschmitzt und zäh – und doch zerbrechlich. Potthoff spielt gewohnt schlagfertig und bietet den Männern ringsum unbeeindruckt Paroli. Doch das Drehbuch setzt dem Selbstbewusstsein ihrer Figur Grenzen.

Susi wirkt nicht gerade wie die Speerspitze der Emanzipation, wenn sie im rosa Barbie-Kostüm in ihre neue Rolle als stellvertretende Bürgermeisterin des fiktiven Dorfes in Niederbayern stöckelt. Das Klischee einer unbedarften Frau, die erst mal gar nicht so recht weiß, wie sie diesen Platz ausfüllen soll. Beruhigend, dass sie am Ende doch Geschmack daran findet, das Sagen zu haben und ihren beruflichen Ehrgeiz entdeckt.

«Rehragout-Rendezvous» lenkt die Filmreihe in eine andere Richtung. Mehr Frauen-Power, weniger Toleranz für Männer-Allüren. Fans der dummen Sprüche und des Klamauks kommen dennoch auf ihre Kosten. Parodistisch überhöhtes Macho-Gehabe und flache Späße gibt es zuhauf, nicht zuletzt auf Kosten von Franz, der sich von Susis Ambitionen stark unter Druck gesetzt fühlt, bis in intimste Bereiche.

Ein Umstand, der Metzger Simmerl (Stephan Zinner), Wirt Wolfi (Max Schmidt) und Flötzinger (Daniel Christensen) so umtreibt, dass sie ihm helfen wollen, seine Männlichkeit neu zu entdecken. Der Perspektivenwechsel tut der Geschichte tut, auch wenn manche Witze nicht mehr ganz taufrisch sind. Trotzdem taugt der Film auch als Signal an die Männerwelt: Selbst im hintersten Winkel lässt es sich nicht mehr bequem in der Macho-Nische einnisten.

Rehragout-Rendezvous, Deutschland 2023, 97 Minuten, FSK ab 12, von Ed Herzog, mit Sebastian Bezzel, Lisa Maria Potthoff, Enzi Fuchs und Simon Schwarz

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