Alexander Klaws (l) als Jesus mit Pontius Pilatus (Henning Baum) in der RTL-Oster-Produktion "Die Passion" in Essen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Rolf Vennenbernd/dpa)

Jesus holt Currywurst, Thomas Gottschalk hat die Haare kurz und fast drei Millionen schauen zu: Nach einer vieldiskutierten Erstausgabe könnte das Jesus-Musical «Die Passion» von RTL im kommenden Jahr erneut inszeniert werden.

Entsprechende Überlegungen gebe es, erklärte der Sender am Tag nach der Premiere des TV-Experiments. «Die Passion» sei «auch für 2023 geplant», hieß es in einer Mitteilung. «Mit „Die Passion“ haben wir uns etwas getraut», erläuterte RTL-Geschäftsführer Henning Tewes. Und das Publikum habe das belohnt. Man prüfe nun «eine Beauftragung für das kommende Jahr».

Currywurst als letztes Abendmahl

In «Die Passion – Live» hatten mehrere Schauspieler und Sänger die Leidensgeschichte Jesu in einer modernen Variante mit Hilfe deutscher Popsongs nachgespielt. Mitten in der Ruhrgebietsstadt Essen war dafür eine große Bühne aufgebaut worden. Der einstige «Deutschland sucht den Superstar»-Sieger Alexander Klaws spielte Jesus, «Wetten, dass..?»-Altmeister Thomas Gottschalk fungierte als Erzähler.

Im Schnitt sahen 2,91 Millionen Menschen zu, wie Klaws als Heiland durch das Essen der Jetztzeit streifte, an einer Imbissbude Brot und Currywurst für das Abendmahl holte und am Ende zum Tode verurteilt wurde. «In der Zielgruppe der 14- bis 59-jährigen Zuschauer:innen erzielte „Die Passion“ einen sehr guten Marktanteil von 14,6 Prozent (1,71 Mio.)», zeigte sich RTL danach zufrieden.

In den sozialen Netzwerken wurde die Sendung ausgiebig kommentiert. Die Mischung aus modernem Anstrich, theologisch niederschwelliger Ansprache (Gottschalk erklärte die Figur Jesus etwa mit den Worten: «Heute würde man sagen: Er ist ein erfolgreicher Influencer.») und allerhand Promis in Nebenrollen (etwa Ex-Fußballmanagers Reiner Calmund) faszinierte und bestürzte. Mitunter ging es auch um profane Dinge wie die Haare von Gottschalk, die kürzer waren als noch vor einigen Jahren.

«Nur live ist live, hat sich wieder mal gezeigt», kommentierte am Donnerstagmorgen der Branchendienst DWDL.de. «Dabei entwickelt sich fast ein leichtes Lagerfeuer-Gefühl, wie man es sonst bei ESC oder „Wetten, dass..?“ kennt – und auch dort regt man sich gerne auf.»

Eine Passion zur Primetime

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, vor dessen Dom das Ganze veranstaltet wurde, zeigte sich jedenfalls zufrieden. «Das Ereignis berührt mich und ganz viele», erklärte er. Es sei der Versuch unternommen worden, die Geschichte der letzten Tage im Leben von Jesus Christus «wirklich im Heute zu erzählen».

Der bekannte Kirchenrechtler Thomas Schüller sah das ähnlich. «Ich finde es gut, dass RTL zur Primetime Jesus Christus in der „Passion“ zum Thema macht. Wer schafft das noch von den etablierten Kirchen?», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Einige Passagen hätten ihn wirklich berührt, etwa wie Schauspieler Henning Baum («Der letzte Bulle») als Pontius Pilatus das qualvolle Sterben eines Gekreuzigten beschrieb. Das sei «Verkündigung pur» gewesen.

«Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Format eine zweite Chance verdient hat», sagte der Theologe, der an der Universität Münster das Institut für Kanonisches Recht leitet. Seine Idee: «Vielleicht mit Harald Schmidt als Sprecher.»

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