Peter Brugger (r) und Rüdiger «Rüde» Linhof (l) legen zusammen mit Florian Weber nach einer Pause wieder richtig los. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Diese Band ist alterslos. Man ist geneigt zu sagen: ewig jung. Dabei blickt die aus den drei Musikern Peter Brugger (Gitarre), Florian Weber (Schlagzeug) und Rüdiger Linhof (Bass) bestehende Formation Sportfreunde Stiller tatsächlich bereits auf 27 Bandjahre zurück. Nach sechsjähriger Album-Pause ist das Trio jetzt mit seinem achten Album «Jeder nur ein X» zurück – in so bewährter wie typischer Manier.

Erneut gelingt den Musikern in den 15 neuen Songs ein schmissiger Mix aus Rock, Pop, Happy-Punk, Neue-Deutsche-Welle-Anleihen und gelegentlichen Funk- und Disco-Elementen. Sind die Sportis, wie die bayerischen Hitparaden-Stürmer von Fans liebevoll genannt werden, heute musikalisch breiter aufgestellt? «Das ist schwer zu sagen, wenn man die ganze Zeit mit der Arbeit an Songs beschäftigt ist», sagt Peter Brugger der Deutschen Presse-Agentur, «aber ich denke, wir haben schon immer sehr viele Sachen ausprobiert.»

«Wir hören uns gegenseitig gut zu»

Das liege daran, dass die drei Bandmitglieder unterschiedliche musikalische Vorlieben hätten. Das verlangsame zwar das Arbeitstempo, ein künstlerischer Nachteil sei es aber nicht. Im Gegenteil: «Natürlich ist das immer auch ein Ringen um einzelne Titel, doch das führt uns immer wieder auf neue Wege», sagt Rüdiger «Rüde» Linhof. Es sei alles eine Frage der Kommunikation. In einem demokratischen Prozess? «Ja, schon», sagt Brugger, «wir hören uns gegenseitig gut zu. Das schätze ich gerade so in dieser Band-Phase.»

Das sei nicht immer so gewesen. Es habe auch schon Zeiten gegeben, da sei der eine oder andere «überrollt» worden. Zoff setzte schon manch vielversprechender Bandkarriere ein jähes Ende. Nicht aber diesem eingeschworenen Trio aus dem Münchner Umland. «Rüde» Linhof sagt: «Wir haben momentan Spaß an Jams und sogar richtig Bock auf Proben. Das ist untypisch für uns und spricht wohl für unser gutes Bandgefühl.»

Wie schon auf früheren Alben umweht die Songs mehrheitlich ein sonniges, unbeschwertes Lebensgefühl. Ein Spirit, der auf die misslichen Dinge des Lebens – und davon gibt es derzeit ja gerade mehr als genug – etwas milder und deutlich entspannter blicken lässt. Ukraine-Krieg? Klimawandel? Trump-Comeback? Die Band singt in der ersten Single-Auskopplung dagegen tapfer mit «I’m Alright» an. Typischer Sportfreunde-Stiller-Witz inklusive: «Hat jemand mein Tattoo gesehen, ich find’s grad nicht».

Aus ähnlichem Song-Holz ist auch das mit New-Wave-Zitaten spielende «Ich scheiss auf schlechte Zeiten» geschnitzt, und bei «Hand in Hand» gelingt dem oberbayerischen Dreier erneut ein verbrüdernder Titel, der alle Voraussetzungen für eine Fan-Hymne mitbringt.

Nicht nur Frohsinn

Dennoch verbreiten die Musiker auf «Jeder nur ein X» nicht nur Frohsinn. «Waechter» basiert auf einem unter Depressionen leidenden Freund der Band, und bei «Schwer ums Herz» verarbeitet Haupt-Songschreiber und Sänger Peter Brugger den Tod seines Vaters. «Er hatte ein langes und erfülltes Leben», sagt Brugger, «aber es schmerzt deshalb nicht weniger. Als ich den Song geschrieben habe, bin ich intensiv in diese Trauer eingetaucht. Das ist auch etwas Schönes – und es hilft, diesen Schicksalsschlag besser zu verarbeiten.» Wie es für ihn wird, den Song live zu präsentieren, kann er nicht einschätzen: «Das habe ich mir noch nicht überlegt, aber es könnte schwer für mich werden.»

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