Tom Hanks als Captain Jefferson Kyle Kidd und Helena Zengel als Johanna Leonberger in einer Szene aus "Neues aus der Welt". (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bruce W. Talamon/Netflix/Universal Pictures/dpa)

Einmal einen Film in Hollywood drehen, darauf hoffen auch bei uns viele Schauspielerinnen und Schauspieler. Wenn man dann noch mit einem Superstar vor der Kamera stehen könnte, wäre der Traum perfekt.

Die Schülerin Helena Zengel aus Berlin hat genau das schon geschafft – und auf Anhieb sogar noch viel mehr: Die Zwölfjährige drehte mit dem zweifachen Oscarpreisträger Tom Hanks den Western «Neues aus der Welt» und wurde für ihre Leistung vergangene Woche für einen Golden Globe als beste Nebendarstellerin nominiert. Am Montag nominierte sie auch der Kritikerverband Critics Choice Association (CCA) für einen Preis als bester Nachwuchsstar.

Helena Zengel, die vor zwei Jahren mit dem Film «Systemsprenger» ihren ersten großen Erfolg feierte, spielt in dem Werk die verwaiste Johanna. Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg trifft sie in Texas auf Captain Jefferson Kyle Kidd (Hanks), der durchs Land reist und die Nachrichten vorliest. Er nimmt Johanna in seine Obhut und will sie zu ihren Verwandten bringen. Doch der Weg dorthin ist gefährlich.

«Neues aus der Welt» wurde auf Englisch gedreht – was eine Herausforderung für die Schülerin war. «Also die ersten zwei Tage hat mir Tom sehr viel geholfen und auch meine Mama, die Sachen zu übersetzen», erzählt Zengel der Nachrichtenagentur dpa. Technische Begriffe habe sie noch nicht verstanden. «Und generell war ich noch nicht so gut in Englisch. Aber ich habe es tatsächlich dadurch, dass ich eben immerzu mit Englisch konfrontiert war, gelernt.»

Nicht nur Zengels Blitzkarriere in Hollywood ist bemerkenswert, sondern auch, wie sie mit dem Erfolg umgeht. Das fiel schon 2019 bei der Berlinale auf, wo Nora Fingscheidts «Systemsprenger» im Wettbewerb lief und die Schülerin in der Hauptrolle das Publikum begeisterte. Anscheinend ohne Scheu stellte sich die damals Zehnjährige durchaus selbstbewusst den Fragen der internationalen Medien.

In «Systemsprenger», der acht Deutsche Filmpreise gewann, verkörpert Helena Zengel ein rebellisches und traumatisiertes Mädchen, das von seiner Mutter in Pflegeeinrichtungen abgegeben wird. Zengel spielt das so authentisch und intensiv, dass sich das bis nach Hollywood herumsprach – und der britische Regisseur Paul Greengrass, zu dessen Kinohits die «Jason Bourne»-Filme gehören, sie für «Neues aus der Welt» unter Vertrag nahm.

Auch dabei überzeugte Zengel: Tom Hanks (64) schwärmte nach Angaben der Filmfirma Universal, die Schülerin habe eine «unglaubliche Ausdruckskraft». «Ihr Schweigen, ihre Augen, ihre Instinkte – sie mag sich der Regeln des Schauspiels nicht bewusst sein, aber sie kennt sie bereits implizit.» Das Branchenblatt «Hollywood Reporter» bescheinigte ihr eine «erstaunliche Leistung», und das Fachblatt «Variety» kürte Zengel kürzlich zu einer von zehn vielversprechenden Jungschauspielerinnen, deren Karriere man besonders beachten sollte. Nun ist also noch eine Golden-Globe-Nominierung dazugekommen – die Trophäen sollen am 28. Februar in Hollywood verliehen werden.

Eigentlich war für «Neues aus der Welt» ein weltweiter Kinostart geplant. Doch Corona machte Zengels Hollywooddebüt einen Strich durch die Rechnung. Nun wird der Film ab Mittwoch (10.2.) bei Netflix zu sehen sein. Dass er nicht in Kinos läuft, «finde ich doof», sagte Zengel der dpa. «Es ist echt schade, weil es ist mein allererstes Mal in Hollywood und dann gleich so ein großer Film. Und dann kommt der nicht in die Kinos.»

Die Zeit in Hollywood war für die Zwölfjährige dennoch eine spannende Erfahrung. Tom Hanks habe ihr erzählt, «wie er so lebt und wie er das so macht», sagte sie der dpa. «Als wir Essen waren und generell, wenn man mal mit ihm unterwegs ist, merkst du schon, dass die Leute die ganze Zeit gucken.» Sie glaube, es sei manchmal nicht so leicht, ein großer Schauspieler zu sein.

«Du musst immer aufpassen, was du sagst und machst», stellte Zengel fest. «Du musst schon ein bisschen kontrollierter leben. Aber ich glaube, es ist trotzdem ein sehr schönes Leben. Man hat einen Job, den man sehr, sehr liebt und man hat alles, was man braucht. Also ich glaube, das ist schon ziemlich cool, Schauspielerin zu sein.»

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