Dan Auerbach (l) und Patrick Carney sind The Black Keys. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Joshuablackwilkins/Warner Music/dpa)

Die nun schon zwei Jahrzehnte dauernde Karriere der Black Keys verlief so eindrucksvoll wie unerwartet: Zwei dünne Weiße, die vom klassischen US-Blues kommen, laden diesen betagten Musikstil mit rauer Garagenrock-Energie und versiertem Soul-Feeling auf.

Nach längerer Anlaufzeit in der Indie-Nische feiern sie damit weltweit Charts-Erfolge und gewinnen unter anderem sechs Grammys.

Zusammen mit dem Mann-Frau-Duo The White Stripes aus Detroit/Michigan verpassten Dan Auerbach (Gitarre, Gesang) und Patrick Carney (Schlagzeug) einem uralten Genre die längst fällige Frischzellenkur. Dass man mit so archaischen Klängen als Festival-Headliner vor Zehntausenden Menschen in großen Stadien auftreten kann, hatte vor dem Auftauchen der beiden US-Mini-Bands wohl niemand erwartet.

Das bereits zehnte Studiowerk «Delta Kream» wurde von der Black-Keys-Fangemeinde dennoch mit etwas Skepsis erwartet. Denn eine Zeitlang hielten sich Trennungsgerüchte, die beiden Vorgänger «Turn Blue» (2014) und «Let’s Rock» (2019) fielen auf der Suche nach neuer Inspiration irgendwie orientierungslos aus (sehr gut verkauft wurden sie gleichwohl immer noch).

The Black Keys gehen jetzt nach dem Motto «Zurück zu den Wurzeln» in ihr drittes Band-Jahrzehnt. Damit landen sie wieder beim originären Blues und verzichten auf selbstgeschriebene neue Songs. Ob es dem gefragten Produzenten Auerbach und seinem Drummer-Kollegen Carney zuletzt an gemeinsamen Ideen mangelte oder an Ambitionen – man kann darüber spekulieren, sich über das ausdrücklich nicht experimentelle Album «Delta Kream» aber trotzdem freuen.

Denn diese Blues-Standards begeistern wieder mit der von den ersten Platten gewohnten minimalistischen Ursprünglichkeit und einer zuletzt vermissten Frische – etwa gleich im explosiven, von John Lee Hooker stammenden «Crawling Kingsnake». Sumpfige Grooves, verschwitzte Gitarrenriffs, treffsichere Soli (Anspieltipp: das Virtuosenstück «Poor Boy A Long Way From Home») und Auerbachs tolle, «schwarze» Stimme – nicht mehr und nicht weniger. The Black Keys pur also.

Schon früher hatte die Band aus Akron/Ohio sich vor den Blues-Helden der Vergangenheit verbeugt: vor Robert Lee Burnside und Junior Kimbrough auf dem Debüt «The Big Come Up» (2002), oder kurz danach auf «Chulahoma», das weitere Kimbrough-Coverversionen enthielt. Auch ihre Album-Welthits «Brothers» (2010) und «El Camino» (2011) enthielten noch viele liebevolle Südstaaten-Blues-Referenzen.

The Black Keys nahmen «Delta Kream» in Auerbachs «Easy Eye Sound Studio» in Nashville/Tennessee auf, mit Musiker wie Kenny Brown und Eric Deaton, zwei langjährigen Begleitern von Burnside und Kimbrough. Die jahrzehntealten Lieder vom Mississippi Hill Country «sind für uns heute noch genauso wichtig wie damals, als Pat und ich unsere Instrumente zur Hand nahmen und begannen, zusammen zu spielen», sagt Auerbach über den Tribute-Charakter des neuen Albums.

Und Carney fügt hinzu: «Die Session wurde nur wenige Tage im voraus geplant, und nichts wurde geprobt. Wir haben das gesamte Album in etwa zehn Stunden über zwei Nachmittage aufgenommen (…).» Ja, man hört den Black Keys die Freude darüber an, der dunklen Ursuppe des Blues wieder näher gekommen zu sein. Ob sich mit dem Retro-Konzept von «Delta Kream» ein Kreis schließt oder ob es danach für die beiden Musiker als Duo weitergeht – diese Frage beantwortet das Album noch nicht.

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